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63. Die Mark Brandenburg.
den Frieden zu behaupten, den er gestiftet. Er hielt für erlaubt,
zu diesem Zwecke die Glocken der Kirchen in Kanonen umgießen
zu lassen. Die Mannhaftigkeit seines Wesens schloß eine fleißige
Beschäftigung mit der Litteratur nicht aus. Man weiß, daß er
Petrarca*) kannte und liebte; seine deutschen Lesebücher hat er
wert genug gehalten, um ihrer in seinem Testamente zu gedenken.
Die persönlichen Beratungen der Reichsfürsten damaliger Zeit
hatten das Gute, daß sie im wiederholten Meinungsaustausch
mit Gleichstehenden angeborne Geistesgaben weckten und zur Reife
brachten. In den kirchlichen und rechtlichen Angelegenheiten bewies
niemand mehr Einsicht und Mäßigung als Friedrich I., in seinem
Hause zu Basel ist den Hussiten der erste Friedensgruß geboten
worden.
Kurfürst Friedrich I. gemahnt an die sagenhaften Heroen des
Altertums, welche, aus der Ferne kommend, eingebornen Stämmen
Ordnung und Zucht bringen und dadurch ihre Macht begründen.
63. Me Mark Brandenburg.
Nach A. D. Grube, Charakterbilder deutschen Landes und Lebens. 1871.
Es überläuft wohl manchen Rheinländer, Schwaben oder
Schweizer ein kleiner Schauer, wenn er vom Sande der Mark
Brandenburg hört, von ihren dürren Heideflächen und schatten¬
losen Kieferwäldern, er malt sich in seiner Phantasie ein Bild
aus von einem heillosen Steppenlande, einem Seitenstück zur
Wüste Sahara.
Nun ist es allerdings wahr, ein Süd- und Westdeutscher
wird, wenn er zum erstenmale die Mark betritt, keineswegs poetisch
gestimmt; da sind keine in froher Jugendlust dahin stürmenden
Flüsse oder schäumende Gießbäche mit felsenrcichen Ufern, Obst¬
und Weinbergen geschmückt, keine hochgipfligen Bergreihen zieren
den Hintergrund, kein schattiger Laubwald will sich zeigen. Doch
gemach, ein wenig weiter gewandert und die Gegend näher an¬
geschaut! Sie ist doch nicht so arm, wie sie scheint, ist doch nicht
aller Schönheit bar.
Schon die Heide als solche hat ihre eigentümliche Schönheit;
zur Kiefer gesellen sich freundlich die Birken in lieblichen Gruppen,
za in ganzen Wäldern, und die pfirsichroten Blütenglöckchen der
Erika bilden nicht unschöne Teppiche, auf denen sich's auch wohl
ruhen läßt. Weiter nach Norden, wo der Thonboden mehr über¬
wiegt, entfalten sich dann dem überraschten Auge die goldgelben
Weizenfelder, und große Wälder der hochstämmigen Buche um¬
kränzen den stillen See. Die Buchenwälder der Uckermark können
*) Italienischer Dichter und Humanist, lebte 1304 — 74 meist zu
Vaucluse.