142 B. Lyrisch epische Poesie. VI. Poetische Erzählungen, Balladen, Romanzen.
90 Von des Psaumis That und der von
Puras.
Als er nun ans Land springt jähen
Sprunges,
Schnell entgegen kommt ihm, tritt ihm
Psaumis.
Staunend vor einander stehn sie, starren
Aug' in Aug' sich an. Gedenkend Beide,
95 Wie sie sich vordem nur Holdes
thaten,
Wie sie jetzt das Bitterste gethan sich,
Starren lange sie; bis Beider Augen
Sich mit Thränen füllen, bis sie weinen,
Bis sie sinken Herz an Herz. Da
drängt sich
100 Freudig rings herzu das Volk von
Maina;
Aber Pnras hebt das Haupt und rufet:
„Auf nun, Psaumis! Auf, ihr meine
Freunde,
Auf, zu Schiff! Der Fremde spannt die
Segel;
Zeigen wir ihm schnell ein Schiff von
Maina!"
105 $a, wie rührt sich Alles nun am
Strande,
Auf dem Schiff, im Tauwerk, auf den
Masten,
Auf den Rahen! Alle Segel stiegen,
Und im Winde schwebt das Schiff;
wie Schwalben
Nur der Wogen weiße Spitzen rührt es,
110 Tragend Psaumis und den kühnen
Puras.
Bald erjagen sie des Fremden Fahrzeug,
Rufen schnell hinüber durch das Sprach¬
rohr:
„Nimm das Gold zurück, das du ge¬
zahlt!
Gieb heraus die Frauen, gieb heraus
sie!"
115 Doch der Ueberkühne, nicht mit
Worten,
Mit Kanonen donnert er die Antwort —
Ha, wie jagt da das Mainottenschiff ihm
Dicht hinan mit gleichen wilden Donnern!
Es verwickelt sich mit jenes Schnabel;
120 Muthig wehrt der Feind sich; doch
sein Schiff ist
Bald erklettert und zu Grund zer¬
schmettert,
Ueberall hin treiben seine Planken.
Heimwärts mit den Weibern ziehn die
Sieger.
Jubellaut empfängt am hohen Strand sie.
125 Und ein Feuer schüren sie am
Strande,
Mächtig, übergroß und überprächtig;
Puras selbst und Psaumis tragen Brände,
Zu verbrennen jene Feindeswaffen,
Mehons Waffen, die den Streit er¬
reget! —
84. Der Szekler Landtag. (1831.)
Von Adalbert von CH am iss o. Werte. Leipzig, 1842.
1. Ich will mich für das Factum nicht
verbürgen;
Ich trag' es vor, wie ich's geschrieben fand.
Schlagt die Geschichte nach von Sieben¬
bürgen! —
2. Als einst der Sichel reif der Weizen
stand
In der Gespannschaft Szekl, da kam
ein Regen,
Wovor des Landmanns schönste Hoffnung
schwand.
3. Es wollte nicht der böse West sich
legen;
Es regnete der Regen Tag' auf Tage,
Und auf dem Feld verdarb der Gottes¬
segen.
4. Gehört des Volkes laut erhobne Klage,
Gefiel es, einen Landtag auszuschreiben,
Um Rath zu halten über diese Plage.
5. Die Landesboten ließen sich nicht
treiben,
Sie kamen gern, entschlossen, gut zu tagen
Und Satzungen und Bräuchen treu zu
bleiben.
6. Da wurde denn nach bräuchlichen Ge¬
lagen
Der Tag eröffnet und mit Ernst und Kraft
Der Fall vom Landesmarschall vorge¬
tragen:
7. „Und nun, hochmögende Genossenschaft,
Weiß Einer Rath? Wer ist es, der zur
Stunde,