Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

An der Berliner Börse. 
A. 
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mehr als drei Stockwerke hohen, riesenhaft langen Saales, dröhnt 
in uͤnsere Ohren wie das Summen und Surren einer großen Dynamo— 
maschine. 
Was machen die Tausende von Menschen da unten im Börsensaal? 
Die Antwort lautet: Sie kaufen und verkaufen. Sie kaufen und 
verkaufen Werte und Wertpapiere, und die ganze Börse ist nichts als 
ein Markt, dessen Waren nicht Erzeugnisse der Natur oder der Menschen⸗ 
hand sind, sondern Geld. Geld wird gekauft und verkauft, mit Geld 
wird gehandelt. Die Börse da unten ist, wenn man von der 
Produttenbörse absieht, lediglich eine Effektenbörse. Unter Effekten 
versteht man Papiere, welche einen gewissen Geldeswert darstellen, 
also Staatsschuldscheine, Altien von Bergwerken, Brauereien, Hütten, 
Verkehrsanstalten u. s. w. Dieses Effeltengeschäft aber an der Börse 
ist ein doppeltes, ein effektives und ein Differenzgeschäft. Wenn sich 
jemand eine gewisse Summe Geldes gespart hat, sagen wir fünfhundert 
Mark, so versucht er, das Geld zinsbringend anzulegen, und wenn er 
sich nicht Hypothelen verschaffen will, die nicht immer zu haben sind, 
so legt er das Geld in zinstragenden Papieren an. Diese läßt er durch 
einen Bankier an der Börse kaufen. Das Geschäft wird ein effektives, 
das gewünschte Papier wird wirklich (effektiv) gekauft, d. h. an der 
Börse allerdings nur durch mündliche Verabredung. Am Nachmittag 
desselben Geschäftstages aber sendet der Verkäufer das Papier nach 
dem Kontor des Bankiers, der das Papier kaufte, und hier wird das 
Papier bar bezahlt. Umgekehrt bringt der Mensch, der Geld braucht 
und seine Ersparnisse in Effelten angelegt hat, solche durch den 
Bankier zum Verkauf, um wieder das Bargeld zu irgend welchen 
Zwedcen in seine Hände zu bekommen. Dieses Effeltivgeschäft setzt 
täglich an der Börse, besonders an den beiden größten deutschen Börsen, 
in Berlin und Frankfurt, Millionen um. Es vollzieht sich aber außer⸗ 
ordentllich ruhig, fast geräuschlos. 
Ganz anders ist das Differenzgeschäft. Auch bei diesem handelt 
es sich um den Ankauf und Verkauf von Effelten bei den Beteiligten. 
Aber der Käufer wie der Verkäufer wollen die betreffenden Wert— 
papiere weder wirklich liefern, noch wirklich kaufen. Es handelt 
sich nur um die Differenz am letzten des Monats. Nehmen wir an, 
ein Industriepapier steht auf 140 Prozent, d. h. für je 100 Mark 
Nennwert zahlt man 140 Martk, weil das betreffende Industriepapier 
eine hohe Dividende abwirft, und weil die Verhältnisse der betreffenden 
Aktiengesellschaft sehr günstig sind. Nehmen wir ferner an: ich glaube 
oder vermute, daß dieses Papier bis Ende des Monats noch steigen 
wird. Ich kaufe daher von einem anderen Börsenbesucher so und so 
viel hundert oder tausend Akltien des betreffenden Papiers zum Kurse
	        
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