Object: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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102. Der junge Norweger. 
„So,“ sagte eine Mutter in Norwegen zu ihrem zehn— 
jährigen Söhnlein, „jo nimm das Fleisch und bring's dem 
armen Weibe, daß es sich doch auch freuen kann zu Weih— 
nachten, wo man kein Christenherz betrübt lassen soll!“ Und 
der Knabe nimmt das Fleisch auf seinen Schlitten und fährt 
getrosten Mutes hinaus, der Hütte des armen Weibes zu. Da 
er aber in den tiefen Hohlweg kommt, sieht er auf einmal 
einen großen Hund hinter seinem Schlitten. Dem dünkt das 
Fleisch zu appetitlich, und mehr als einmal macht er Miene, 
darnach zu schnappen. Aber so oft der Junge das wahrnimmt, 
bleibt er stehen, droht dem Hunde mit dem Finger und sagt; 
„Schäm' dich, du großer Hund; das gehört meiner Mutter!“ 
Endlich da, wo der Hohlweg in die große Straße ausläuft, 
wird der Hund durch das Geschelle eines herannahenden Schlittens 
verscheucht und läuft zurück. Aber die Reisenden, die in dem 
Schlitten sitzen, halten mit entsetzten Gesichtern vor dem Knaben 
und rufen: „Um Gottes willen, Kind! hat dir der Wolf nichts 
gethan?“ Da sieht sie der Junge verwundert und treuherzig an 
und sagt zu ihnen ruhig: „Nein! — ja, ist das ein Wolf 
gewesen? Ich meinte, es sei ein Hund.“ Aber, denkt er nachher 
in seinem Herzen, laßt's auch immer einen Wolf sein; was 
könnte er mir denn thun, wenn Gott mit mir ist? — und 
fährt fröhlich seine Straße weiter. 
Chr. v. Schmid. 
103. Lied vom heiligen Niklas. 
Vater. 
Höret, ihr Kindlein, ich habe vernommen, 
Daß Sankt Niklas werde kommen 
Aus Moskau, wo er gehalten wert 
Und als ein Heiliger wird verehrt. 
Er ist bereits schon auf der Fahrt, 
Zu besuchen die Schuljugend zart, 
Zu sehen, was die kleinen Mägdlein und Knaben 
In diesem Jahr gelernet haben
	        
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