Freytag: Friedrich der Große.
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denl grüßen König ärgerlich und wenig geneigt. Aber denr Land und
den meisten deutschen Städten war die energische Hilfe des Königs
Rettung vom Untergange. Die preußischen Beamten, die in das Land
geschickt wurden, waren erstaunt über die Trostlosigkeit der unerhörten
Verhältnisse, die wenige Tagereisen von ihrer Hauptstadt bestanden.
Nur einige größere Städte, in denen das deutsche Leben durch feste
Mauern und den alten Marktverkehr unterhalten wurde, und geschützte
Landstriche, die ausschließlich von Deutschen bewohnt wurden, wie die
Niederung bei Danzig, die Dörfer unter der milden Herrschaft der Cister-
cienser von Oliva und die wohlhabenden deutschen Ortschaften des katho¬
lischen Ermelands, lebten in erträglichen Zuständen. Andere Städte lagen
in Trümmern, wie die meisten Höfe des Flachlandes. Bromberg, die
deutsche Kolonistenstadt, fanden die Preußen in Schutt und Ruinen. Kulm
hatte aus alter Zeit seine wohlgefügten Mauern und die stattlichen Kirchen
erhalten; aber in den Straßen ragten die Hälse der Hauskeller über das
morsche Holz und die Ziegelbrocken der zerfallenen Gebäude hervor; ganze
Straßen bestanden nur aus solchen Kellerräumen, in denen elende Be¬
wohner hausten. Von den vierzig Häusern des großen Marktplatzes
hatten achtundzwanzig keine Türen, keine Dächer, keine Fenster und keine
Eigentümer. In ähnlicher Verfassung waren andere Städte.
Auch die Mehrheit des Landvolks lebte in Zuständen, die den
Beamten des Königs jämmerlich schienen, zumal an der Grenze Pommerns,
wo die wendischen Kassuben saßen. Wer dort einem Dorf nahte, der
sah graue Hütten und zerrissene Strohdächer auf kahler Fläche, ohne
einen Baum, ohne einen Garten, — nur die Sauerkirschbäume waren
altheimisch. Die Häuser waren aus hölzernen Sprossen gebaut, mit
Lehm ausgeklebt; durch die Haustür trat man in die Stube mit großem
Herd ohne Schornstein; Ofen waren unbekannt; nie wurde ein Licht
angezündet, nur der Kienspan erhellte das Dunkel der langen Winter¬
abende; das Hauptstück des elenden Hausrats war das Kruzifix, darunter
der Napf mit Weihwasser. Das schmutzige und wüste Volk lebte von
Brei ans Noggenmehl, oft nur von Kräutern, die sie als Kohl zur
Suppe kochten, von Heringen und Branntwein, dem Frauen wie Männer
unterlagen. Brot war fast unbekannnt, viele hatten in ihrem Leben nie
einen solchen Leckerbissen gegessen, in wenig Dörfern stand ein Backofen.
Hielten sie einmal Bienenstöcke, so verkauften sie den Honig an die
Städter, außerdem geschnitzte Löffel und gestohlene Rinde; dafür erstanden
sie auf den Jahrmärkten den groben blauen Tuchrock, die schwarze Pelz¬
mütze und das hellrote Kopftuch für ihre Frauen. Selten fand sich ein
Webestuhl, das Spinnrad war unbekannt. Die Preußen hörten dort
kein Volkslied, keine Musik, sahen keinen Tanz, Freuden, denen auch der
elendeste Pole nicht entsagt; stumm und schwerfällig trank das Volk beu