324
213. Sommerstille.
1. Die Kanne brennt, des Kinmels Klan
erglänzt so hell dort oben!
Voll goldner Zaaten glänzt die Au',
mit Wiesengrün burllzwoben.
2. Ko feierlicb darüber geht
geheimnisvolles Wallen!
Cs rausdit kein Matt: kein Mtlyen weht;
kein Vogellied will schallen!
3. Ko weit, so weit das Auge reicht,
herrscht lttller Gottesfrieden,
und alles ruht und alles schweigt,
als wandle Gott hienieden-
4. Wie zum Gebete neigen sich
die goldnen Kalme nieder
und wogen still und feierlich
voll Andacht hin und wieder.
5. O, hohe, heil'ge Aimmelsruh'.
geheimnisvolles Wallen!
Ich muh vor dir, du Kater du,
anbetend niederfallen!
Dieffenbach.
214. Herbstlied.
1. Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt;
rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.
2. Wie die volle Traube
aus dem Rebenlaube
purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen,
rot und weiß bemalt.
3. Sieh, wie hier die Dirne
emsig Pflaum' und Birne
in ihr Körbchen legt,
dort mit leichten Schritten
jene goldnen Quitten
in den Landhof trägt!
4. Flinke Träger springen,
und die Mädchen singen;
alles jubelt froh.
Bunte Bänder schweben
zwischen hohen Reben
auf dem Hut von Stroh.
5. Geige tönt und Flöte
bei der Abendröte
und im Mondenglanz;
junge Winzerinnen
winken und beginnen
deutschen Ringeltanz.
Gaudenz v. Salis.
215. Wintcrlied.
1. Wie ruhest du so stille
in deiner weißen Hülle,
du mütterliches Land!
Wo sind des Frühlings Lieder,
des Sommers bunt Gefieder
und dein beblümtes Festgewand?
2. Du schlummerst nun entkleidet,
kein Lamm und Schäflein weid-et
auf deinen Au'n und Höh'n;
der Böglein Lied verstummet,
und keine Biene summet;
doch bist du auch im Schlummer schön.
3. Die Zweig' und Ästlein schimmern,,
unb tausend Lichter flimmern,
wohin das Auge blickt.
Wer hat dein Bett bereitet,
die Decke dir gespreitet
und dich so schön mit Reif geschmückt?
4. Der gute Vater droben
hat dir dein Kleid gewoben,
er schläft und schlummert nicht.
So schlummre denn im Frieden!
Der Vater weckt die Müden
zu neuer Kraft und neuem Licht.
5. Bald in des Lenzes Wehen
wirst du verjüngt erstehen
zum Leben wunderbar;
sein Odem schwebt hernieder,
dann, Erde,-stehst du wieder
mit einem Blumenkranz im Haar.
Krummacher.