Full text: [Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband])

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213. Sommerstille. 
1. Die Kanne brennt, des Kinmels Klan 
erglänzt so hell dort oben! 
Voll goldner Zaaten glänzt die Au', 
mit Wiesengrün burllzwoben. 
2. Ko feierlicb darüber geht 
geheimnisvolles Wallen! 
Cs rausdit kein Matt: kein Mtlyen weht; 
kein Vogellied will schallen! 
3. Ko weit, so weit das Auge reicht, 
herrscht lttller Gottesfrieden, 
und alles ruht und alles schweigt, 
als wandle Gott hienieden- 
4. Wie zum Gebete neigen sich 
die goldnen Kalme nieder 
und wogen still und feierlich 
voll Andacht hin und wieder. 
5. O, hohe, heil'ge Aimmelsruh'. 
geheimnisvolles Wallen! 
Ich muh vor dir, du Kater du, 
anbetend niederfallen! 
Dieffenbach. 
214. Herbstlied. 
1. Bunt sind schon die Wälder, 
gelb die Stoppelfelder, 
und der Herbst beginnt; 
rote Blätter fallen, 
graue Nebel wallen, 
kühler weht der Wind. 
2. Wie die volle Traube 
aus dem Rebenlaube 
purpurfarbig strahlt! 
Am Geländer reifen 
Pfirsiche mit Streifen, 
rot und weiß bemalt. 
3. Sieh, wie hier die Dirne 
emsig Pflaum' und Birne 
in ihr Körbchen legt, 
dort mit leichten Schritten 
jene goldnen Quitten 
in den Landhof trägt! 
4. Flinke Träger springen, 
und die Mädchen singen; 
alles jubelt froh. 
Bunte Bänder schweben 
zwischen hohen Reben 
auf dem Hut von Stroh. 
5. Geige tönt und Flöte 
bei der Abendröte 
und im Mondenglanz; 
junge Winzerinnen 
winken und beginnen 
deutschen Ringeltanz. 
Gaudenz v. Salis. 
215. Wintcrlied. 
1. Wie ruhest du so stille 
in deiner weißen Hülle, 
du mütterliches Land! 
Wo sind des Frühlings Lieder, 
des Sommers bunt Gefieder 
und dein beblümtes Festgewand? 
2. Du schlummerst nun entkleidet, 
kein Lamm und Schäflein weid-et 
auf deinen Au'n und Höh'n; 
der Böglein Lied verstummet, 
und keine Biene summet; 
doch bist du auch im Schlummer schön. 
3. Die Zweig' und Ästlein schimmern,, 
unb tausend Lichter flimmern, 
wohin das Auge blickt. 
Wer hat dein Bett bereitet, 
die Decke dir gespreitet 
und dich so schön mit Reif geschmückt? 
4. Der gute Vater droben 
hat dir dein Kleid gewoben, 
er schläft und schlummert nicht. 
So schlummre denn im Frieden! 
Der Vater weckt die Müden 
zu neuer Kraft und neuem Licht. 
5. Bald in des Lenzes Wehen 
wirst du verjüngt erstehen 
zum Leben wunderbar; 
sein Odem schwebt hernieder, 
dann, Erde,-stehst du wieder 
mit einem Blumenkranz im Haar. 
Krummacher.
	        
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