Bismarck: Aus d. Reden Bismarcks als Kanzler—Aus d. Aufz. Kaiser Wilhelms!. 209
Hemisphäre, von den Antipoden, daß ihre Sympathieen durch hier zu
beschaffende Kränze und Palmen auf dem Sarge zum Allsdruck gebracht
werden sollten.
Etwas in der Geschichte schwerlich Dagewesenes ist die Teilnahme
an dem Todesfälle eines Monarchen in dieser Ausdehnung. Es sind
ja große Männer vorher gestorben, und wenn Napoleon I., wenn Peter
der Große, wenn Ludwig XIV. aus diesem Leben schieden, so hat das
gewiß in weiten Kreisen einen Wellenschlag gemacht; daß aber von den
Antipoden und von den benachbarten Völkern Kränze und Palmen auf
das Grab des verstorbenen Monarchen gebracht morden sind, das ist eine
in der Geschichte noch nicht dagewesene Tatsache: so hochgefürstet ist
noch kein Monarch gewesen, daß alle Völker der Erde, ohne Ausnahme,
ihm beim Hintritt ihre Sympathie, ihre Teilnahme, ihre Trauer am
Sarge zu erkennen gegeben haben.
Was nun meinen speziellen Auftrag, den ich von Ihnen übernehnie,
betrifft, so samt sich der ja nicht an alle Staaten der Erde richten; aber
ganz besonders hervorgetreten sind die Kundgebungen in den uns näher
benachbarten und befreundeten Ländern, wie in Österreich-Ungarn, —
ich darf Ihnen nicht wiederholen, was Sie alles aus den öffentlichen
Blättern wissen und kennen, — in Italien, in Portugal, in dem Ober¬
hause der Niederlande, in Schweden, in Belgien, in Dänemark. Die
Beziehungen zu Deutschland haben in Dänemark manche trübe Erinnerung
notwendig hinterlassen müssen; die Persönlichkeit, die aus unserer Mitte
geschieden ist, hat aber nach allen Seiten hin eine dergestalt heilende
und versöhnende Wirkung geübt, daß auch von dort, von beiden Häusern
der dänischen Vertretung, würdige und sympathische Äußerungen an das
deutsche Volk gelangt sind.
Ich bin Ihnen daher, meine Herren, dankbar, wenn Sie mich durch
die Tat und Ihre öffentliche, durch den Herrn Präsidenten eingeleitete
Kundgebung ermächtigt haben, diesen uns befreundeten Nationen, auf
der^n Sympathie der Friede der Zukunft fester ruht als auf geschriebenen
Verträgen, Ihren Dank mit dem Dank der Kaiserlichen Regierung kund¬
zugeben.
72. Aus den Aufzeichnungen Kaiser Wilhelms I.
Der Deutsche Reichsanzeiger vom 31. August 1888 veröffentlichte
folgenden Erlaß S. M. Kaiser Wilhelms II. an den Minister des König¬
lichen Hauses:
Die letztwilligen Aufzeichnungen Sr. Majestät des Kaisers und
Königs Wilhelm I., Meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters, ent-
Paldamus, Deutsches Lesebuch. Ausg. 6. Obertertia-Untersekunda. 14