Full text: [Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband])

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IV. Geschichtliches und Kulturgeschichtliches. 
finden alle hier, die mir halfen, durch schwere Zeiten zu dem Lichtpunkte 
dieses Jahres zu gelangen! Möge Gottes Segen immer auf Preußen, 
ruhen und Preußen sich dieses Segens würdig zeigen! Möge mein SoIn^ 
und seine Nachkommen solches Volk und solche Armee um sich sehen ünv 
durch besonnenes, zeitgemäßes Fortschreiten das Wohl und Gedeihen 
beider sorglich fördern und Preußen die Stellung sichern, die ihm von 
der Vorsehung sichtlich angewiesen ist. Das walte Gott in seiner Gnade!! 
Mitternacht! 66—67. Sßtlbelm 
III. 
31. Dezember 1871. 
Gott war mit uns, ihm sei Lob, Preis, Ehre und Dank! — Als 
ich am Schlüsse des Jahres 1866 mit dankerfülltem Herzen Gottes Gnade 
preisen durfte für so unerwartet glorreiche Ereignisse, die sich zum Heile 
Preußens gestalteten und den Anfang zu einer Neueinigung Deutsch¬ 
lands nach sich zogen, da mußte ich glauben, daß das von Gott mir 
aufgetragene Tagewerk vollbracht sei und ich dasselbe nun in Ruhe und 
Frieden fortbildend dereinst meinem Sohne glückbringend hinterlassen 
würde, voraussehend, daß ihm es beschieden sein werde, die südliche 
Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen. Aber 
nach Gottes unerforschlichem Ratschlüsse sollte ich berufen werden, selbst 
noch diese Einigung herbeizuführen, wie sie sich nach dem von Frankreich 
aufs frivolste herbeigeführten, ebenso glorreichen als blutigen sieben¬ 
monatlichen Kriege nunmehr darstellt. Wenn je in der Geschichte sich 
Gottes Finger sichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1866, 1870 
und 1871 geschehen. Der deutsch-französische Krieg, der wie ein Blitz 
aus heiterm Himmel herabfiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen, 
und seine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpften mit schmerz¬ 
lichen Opfern Ereignisse, die nur durch Gottes Willen möglich waren. 
Dieser Wille stellte mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen 
zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpfenden in Hin¬ 
gebung und Ausdauer und nie gekannter Tapferkeit, so daß an Preußens 
Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und 
neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter 
Opferwilligkeit, zur Linderung der Leiden, die der Krieg unvermeidlich 
schlägt! Mit demütig dankerfülltem Herzen preise ich Gottes Gnade, die 
uns würdig befunden hat, so Großes nach seinem Willen zu vollbringen. 
Möge diese Gnade ferner uns zur Seite stehen, beim Auf- und Ausbau 
des neu geeinten Deutschlands, zu dem erst der Grund gelegt ist, und 
Frieden uns beschieden sein, „die Güter in Demut zu genießen", die in 
blutigen, heißen Kämpfen errungen wurden! Herr, dein Wille geschehe 
im Himmel also auch auf Erden!! Amen! Wilbelm
	        
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