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IV. Geschichtliches und Kulturgeschichtliches.
73. Kaiser Friedrich III. bei seiner Thronbesteigung
am 9* März J888.
Aus SB. Heinze. Quellenlesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte. Hannover.
An mein Volk.
Aus seinem glorreichen Leben schied der Kaiser.
In dem vielgeliebten Vater, den Ich beweine und um den mit Mir
Mein Königliches Haus in tiefem Schmerze trauert, verlor Preußens
treues Volk seinen ruhmgekrönten König, die deutsche Nation den Gründer
ihrer Einigung, das wiedererstandene Reich den ersten Deutschen Kaiser.
Unzertrennlich wird sein hoher Name verbunden bleiben mit aller Größe
des deutschen Vaterlandes, in dessen Neubegründung die ausdauernde
Arbeit von Preußens Volk und Fürsten ihren schönsten Lohn gefunden
hat. Indem König Wilhelm mit nie ermüdender landesväterlicher Für¬
sorge das preußische Heer auf die Höhe seines ernsten Berufes erhob,
legte er den sichern Grund zu den unter seiner Führung errungenen
Siegen der deutschen Waffen, aus denen die nationale Einigung hervor¬
ging. Er sicherte dadurch dem Reiche eine Machtstellung, wie sie bis
dahin jedes deutsche Herz ersehnt, aber kaum zu erhoffen gewagt hatte.
Und was er in heißem, opfervollem Kampfe seinem Volke errungen,
das war ihm beschieden durch lange Friedensarbeit mlihevoller Regierungs¬
jahre zu befestigen und segensreich zu fördern. Sicher in seiner eigenen
Kraft ruhend, steht Deutschland geachtet im Rate der Völker und be¬
gehrt nur, des Gewonnenen in friedlicher Entwicklung froh zu werden.
Daß dem so ist, verdanken wir Kaiser Wilhelm, seiner nie wankenden
Pflichttreue, seiner unablässigen, nur dem Wohle des Vaterlandes ge¬
widmeten Tätigkeit, gestützt auf die von dem preußischen Volke un¬
wandelbar bewiesene und von allen deutschen Stämmen geteilte opfer¬
freudige Hingebung.
Auf Mich sind nunmehr alle Rechte und Pflichten übergegangen,
die mit der Krone Meines Hauses verbunden sind, und welche Ich in
der Zeit, die nach Gottes Willen Meiner Regierung beschieden sein
mag, getreulich wahrzunehmen entschlossen bin. Durchdrungen von der
Größe Meiner Aufgabe, werde Ich es Mein ganzes Bestreben sein lassen,
das Werk in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde,
Deutschland zu einem Hort des Friedens zu machen und in Überein¬
stimmung mit den verbündeten Regierungen, sowie mit den verfassungs¬
mäßigen Organen des Reiches wie Preußens die Wohlfahrt des deutschen
Landes zu pflegen.
Meinem getreuen Volke, das durch eine jahrhundertelange Ge¬
schichte in guten wie schweren Tagen zu Meinem Hause gestanden, bringe
Ich Mein rückhaltloses Vertrauen entgegen. Denn Ich bin überzeugt,