Full text: [Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband])

Mädler: Die Kometen. 
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bleibenden Weltkörper, sondern gleichsam zufällig entstehende und wieder 
vergehende, sich auflösende sein möchten. Unter den neun erwähnten zurück¬ 
gekehrten ist allerdings einer, der Halleysche, dessen Dasein sich auf zwei 
Jahrtausende rückwärts nachweisen läßt; daß nicht noch mehr Beispiele 
dieser Art sich bis jetzt vorfinden, hat gewiß in der großen Dürftigkeit 
und Ungenauigkeit der älteren Berichte seinen Grund. 
Die stärkste Veränderung, die uns bisher ein Komet gezeigt hat, ist 
die zu Anfang Januar 1846 erfolgte Teilung des Bielaschen Kometen 
in zwei gesonderte Weltkörper. Dieser merkwürdige Vorgang wurde von 
den Astronomen aufmerksam verfolgt, und es zeigte sich, daß die beiden 
Teile gleich anfangs jeder als vollständiger Komet (mit Kopf, Nebelhülle 
und Schweif) sich darstellten, an Helligkeit anfangs abwechselten, bis end¬ 
lich nach 6 bis 8 Wochen der vorangehende entschieden der schwächere 
war. Sie entfernten sich immer weiter voneinander, und bei der Rück¬ 
kehr im Herbst 1852 (die Umlaufszeit ist 63/s Jahre) standen sie schon 
beträchtlich weiter voneinander ab. Im Jahre 1859 konnten beide 
Gestirne wegen der Lage ihrer Bahn und der Stellung der Erde nicht 
gesehen werden, dagegen mußten sie im Winter 1865—66 gut sichtbar 
sein. Mehrere Astronomen haben mit großem Eifer während dieser Zeit 
nach beiden Kometen gesucht, aber vergebens; das Doppelgestirn kehrte 
nicht mit einer Helligkeit zurück, die seine Wahrnehmung gestattete. 
Die nächste Wiederkehr sollte 1872 stattfinden, und zwar mußten die 
Kometen im Oktober ihre Sonnennähe erreichen. Es zeigte sich von 
ihrer Anwesenheit keine Spur; als aber die Erde in der Nacht vom 
27. zum 28. November den Durchschnittspunkt der Kometeubahnen mit 
der Ebene der Ekliptik erreichte, in dem die Kometenbahn die Erdbahn 
fast berührt, ereignete sich ein großartiger Sternschnuppenfall. Die Astro¬ 
nomen waren bereits auf einen Zusammenhang von Sternschnuppenfällen 
mit Kometen aufmerksam geworden, und man vermutete in diesem Falle 
das Doppelgestirn nicht weit von der Erde. Dies konnte indes nur auf 
der südlichen Erdhälfte beobachtet werden. Professor Klinkerfues tele¬ 
graphierte deshalb nach Madras und forderte den Leiter der dortigen 
Sternwarte auf, sich in der Nähe des Sterns V Centauri nach einem 
Kometen umzusehen. Pogson fand in der Tat an der bezeichneten Stelle 
einen Kometen, und es ist höchstwahrscheinlich, daß dieser mit dem 
Sternschnuppenfall vom 27. November und somit mindestens mit dem 
Meteorringe des Bielaschen Kometen im Zusammenhang stand. 
Kometen und Sternschnuppen sind nicht ganz und gar ein und das¬ 
selbe; wir wissen gegenwärtig mit Bestimmtheit, daß gewisse Meteor¬ 
ströme in denselben Bahnen einhergehen wie gewisse Kometen; daß aber 
die Kometen nichts anderes als aus der Ferne gesehene Meteorschwärme 
seien, ist nicht allein nicht bewiesen, sondern sogar sehr unwahrscheinlich.
	        
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