Der siebzigste Geburtstag.
Emsig stand an dem Herde das Mütterchen, brannte den Kaffee
über der Glut in der Pfann' und rührte mit hölzernem Löffel;
knatternd schwitzten die Bohnen und bräunten sich, während ein würzig
130 duftender Qualm aufdampfte, die Küch' und die Diele durchräuchernd.
Sie nun langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins,
schüttete Bohnen darauf und, fest mit den Knieen sie zwängend,
hielt sie den Rumpf in der Linken und drehete munter den Knopf um;
oft auch hüpfende Bohnen vom Schoß haushälterisch sammelnd,
135 goß sie auf graues Papier den grobgemahlenen Kaffee.
Plötzlich hemmte sie nun die raffelnde Mühl' in dem Umlauf,
und zu Marie, die den Ofen verspündete, sprach sie gebietend:
„Eile, Marie, und sperre den wachsamen Hund in das Backhaus,
daß, wenn der Schlitten sich naht, das Gebell nicht störe den Vater.
140 Denkt auch Thoms an die Karpfen für unseren Sohn und den Pastor,
der uns zu Abend beehrt, ihr Lieblingsessen von alters?
Hol' er vor dunkeler Nacht, sonst geht ihm der kitzlige Fischer
schwerlich zum Hälter hinab. Aus Vorsicht bring' ihm den Beutel!
Wenn er auch trockenes Holz für die Bratgans, die wir gestopfet,
145 splitterte! Bring ihm das Beil und bedeut' ihn! Dann im Vor—
beigehn
steig auf den Taubenschlag und sieh, ob der Schlitten nicht an—
kommt.“
Kaum gesagt, so enteilte Marie, die geschäftige Hausmagd,
nehmend von rußichter Mauer das Beil und den maschigen Beutel,
lockte den treuen Monarch mit Geburtstagsbrocken zum Backhaus,
150 fern in den Garten hinab und schloß mit der Krampe den Kerker.
Anfangs kratzte der Dogg' und winselte; aber sobald er
Wärme roch vom frischen Gebäck des festlichen Brotes,
sprang er behend auf den Ofen und streckt' ausruhend die Glieder.
Jene lief in die Scheune, wo Thoms mit gewaltiger Arbeit
155 Häckerling schnitt, denn ihn fror, und sie sagt' in der Eile den
Auftrag:
„Splittere Holz für die Gans und hol' in dem Beutel die Karpfen,
Thoms, vor dunkeler Nacht; sonst geht dir der kitzlige Fischer
schwerlich zum Hälter hinab trotz unserem Sohn und dem Pastor!“
Thoms antwortete drauf und stellte die Häckerlinglad' hin:
160 „Splitter, Marie, und Karpfen verschaff' ich dir früher, denn not ist.
Wenn an dem heutigen Tage sich kitzelig zeiget der Fischer,
treib' ich den Kitzel ihm aus, und bald ist der Hälter geöffnetl“
Also der rüstige Knecht. Dann rannte sie durch das Gestöber,
stieg auf den Taubenschlag und pustete, rieb sich die Hände,
165 steckte sie unter die Schürz und schlug sie über die Schultern.
Als sie mit schärferem Blick in des Schnees umnebelnden Wirbeln
spähete, siehe, da kam's mit verdecktem Gestühl wie ein Schlitten,