Full text: Bis zum Tode Friedrichs des Grossen (Bd. 2)

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mit ihm ausgesöhnt sei. Endlich ließ er auch diese Bedingung 
fallen. Gegen Ende des Mai rief er den Sohn an sein 
Krankenbett und gab ihm die genauesten Instruktionen über 
die wichtigsten Staatsgeschäfte und ebenso genaue Weisungen 
darüber, wie es mit seiner Leiche gehalten werden sollte. Kurz 
vor seinem Tode ließ er sich an das Fenster rollen, von welchem 
aus er den Marstall sehen konnte, einige Pferde herausführen, 
aus denen sich Leopold von Dessau und der General Haacke 
je eins auswählen konnte. Als er dabei eine Nachlässigkeit 
der Stallknechte bemerkte, rief er aus: „Ach, wenn ich gesund 
wäre, wie wollte ich die Schurken abprügeln! Gehe doch einer 
hinunter und prügele sie durch!" 
Am 26. Mai gegen zwei Uhr nachmittags trat der Tod 
nahe heran. Schwer trennte sich der energische Geist von dem 
Körper. Als der Arzt auf die Frage des Königs, wie lange 
er noch zu leben habe, antwortete: „Eine halbe Stunde, der 
Puls steht schon still!" rief dieser, den Arm erhebend aus: 
„Er soll nicht still stehen!" dann in einen Spiegel blickend, 
sagte er: „Bis hierher bin ich also schon tot. Tod, ich fürchte 
dich nicht!" 
Dann: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und 
Sterben!" 
Darauf stand der Puls still. 
82. Friedrich der Große. 
Es war genauerer Beobachtung schon damals, als Vater 
und Sohn sich fast feindlich gegenüber standen, doch aufge- 
fallen, wie ähnlich sich die beiden in ihrem Naturell und ihrem 
Charakter waren. 
Als Friedrich die Regierung angetreten hatte, sollte das 
allen offenbar werden. Dieselbe Auffassung von dem könig¬ 
lichen Amte, dieselbe gewissenhafte Hingabe an die Pflicht! 
Wie der Vater trennte der Sohn sein eigenes Interesse von
	        
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