Kleinere epische Dichtungen.
1
Gemalte Wände wären für mich wohl kein
Genuß,
Gewöhnt bin ich nun einmal an diesen alten
Ruß.
8 Ich wurde hier geboren und hab' ge—
lebt hier still,
Darum ich in der auch ruhig sterben
will;
Und müßt' ich sie verlassen, so wär' es mit
mir aus;
Ach nein, mein Herr und König, Er wirft
mich nicht hinaus.“
9 „Da soll mich Gott behüten!“ sprach
drauf der König mild,
Ein Jeder mag dort bleiben, wo er sich
glücklich fühlt; ssein,
Das Eigenthum muß heilig und unverletzlich
Ein König kann wohl geben, doch nehmen
Gott allein.“
10 Und weiter ging der König und ließ
Befehl ergehn,
Man möge weiter n die Hütte bleibe
tehn!
And Alles ward verschoͤnert, und Alles ward
erneut,
Nur mitten stand die Hütte in aller Aerm—
lichkeit.
11 Sein Schlafgemach ließ aber der König
also baun,
Daß er gerade konnte auf diese Hütte schaun;
Man sagt, er habe öfters mit heiterm, frohem
Muth
betrachtet und dann recht
süß geruht.
Herren Milde dem Volke
ward bekannt,
Da pries den guten Myi ein Jeder in dem
and;
Man zeigte jedem Fremden dies Haus; und
von der Zeit
Erhielt es auch den Namen vom Volk —
Gerechtigkeit. Castelli.
3 Dann sprach Herr Holger aus Dänemark:
„Ich kann die Harfe schlagen;
Was hilft mir das, wenn also stark
Die Wind' und Wellen jagen?“
4 Herr Oliver war auch nicht froh,
Er sah auf seine Wehre:
„Es ist mir um mich selbst nicht so,
Wie um die Altekläre.“
5 Dann sprach der schlimme Ganelon,
Er sprach es nur verstohlen:
„Wär' ich mit guter Art davon,
Möcht Euch der Teufel holen!“
6 Erzbischof Turpin seufzte sehr:
„Wir sind die Gottesstreiter:
Komm, liebster Heiland, über das Meer
Und führ uns gnädig weiter!“
7 Graf Richard Ohnefurcht hub an:
„Ihr Geister aus der Hölle!
Ich hab' Euch manchen Dienst gethan,
Jetzt helft mir von der Stelle!“
8 Herr Naimis diesen Ausspruch that
„Schon Vielen rieth ich heuer,
Doch süßes Wasser und guter Rath
Sind oft zu Schiffe theuer.“
9 Da sprach der graue Herr Riol:
„Ich bin ein alter Degen,
Und möchte meinen Leichnam wohl
Dereinst in's Trockne legen.“
10 Es war Herr Guy, ein Ritter fein,
Der fing wohl an zu singen:
„Ich wollt, ich wär' ein Vögelein,
Wollt' mich zu Neste schwingen.“
11 Da sprach der alte Graf Garein:
„Gott helf' uns aus der Schwere!
Ich trink' viel lieber den rothen Wein,
Als Wasser in dem Meere.“
12 Herr Lambert sprach, ein Jüngling frisch:
„Gott woll' uns nicht vergessen!
Aeß' lieber selbst nen guten Fisch,
Statt daß mich Fische fressen.“
13 Da sprach Herr Gottfried lobesan:
„Ich laß mirs halt gefallen!
Man richtet mir nicht anders an,
Als meinen Brüdern allen.“
14 Der König Karl am Steuer saß,
Der hat kein Wort gesprochen;
Er lenkt das Schiff mit festem Maß,
Bis sich der Sturm gebrochen. Uhland.
140 König Karl's Meerfahrt.
1 Der König Karl fuhr über Meer
Mit seinen zwoͤlf Genossen,
Zum heil gen Lande steuert er,
Und ward vom Sturm verstoßen.
2 Da sprach der lkühne Held Roland:
„Ich kann wohl fechten und schirmen,
Doh hält mir diese Kunst nicht Stand
Vor Wellen und vor Stürmen.“
— — ——
141. Taillefer.
1Normannenherzog Wilhelm sprach einmal.
Wer singt in meinem Hof und in meinem Saal