165. Bis die Natur erwacht, und mit schweren, ehernen Händen
Hn das hohle Gebäu rühret die Not und die Zeit,
Liner Tigerin gleich, die das eiserne Gitter durchbrochen
Und des numidischen Walds plötzlich und schrecklich gedenkt,
Uufsteht mit des Verbrechens Wut und des Elends die Menschheit
im Und in der Usche der Stabt sucht die verlorne Natur.
(D, so öffnet euch, Mauern, und gebt den Gefangenen ledig!
Zu der verlassenen Flur kehr' er gerettet zurück!
Uber wo bin ich? Ls birgt sich der Pfad. Ubschüssige Gründe
hemmen mit gähnender Kluft hinter mir, vor mir den Schritt,
ns hinter mir blieb der Gärten, der Hecken vertraute Begleitung,
hinter mir jegliche Spur menschlicher Hände zurück.
Nur die Stoffe seh' ich getürmt, aus welchen das Leben
Keimet,- der rohe Basalt hofft auf die bildende Hand.
Brausend stürzt der Gießbach herab durch die Ninne des Felsen,
Iso Unter den wurzeln des Baums bricht er entrüstet sich Bahn,
wild ist es hier und schauerlich öd'. Im einsamen Luftraum
hängt nur der Udler und knüpft an das Gewölke die Welt,
hoch herauf bis zu mir trägt keines Windes Gefieder
Den verlorenen Schall menschlicher Mühen und Lust.
i85 Bin ich wirklich allein? In deinen Urmen, an deinem
Herzen wieder, Natur, ach! und es war nur ein Traum,
Der mich schaudernd ergriff mit des Lebens furchtbarem Bilde?
Mit dem stürzenden Tal stürzte der finstre hinab.
Beiner nehm' ich mein Leben von deinem reinen Ultare,
100 Nehme den fröhlichen Mut hoffender Jugend zurück.
Ewig wechselt der Wille den Zweck und die Begel, in ewig
wiederholter Gestalt wälzen die Taten sich um.
Uber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne
Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz!
i95 Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne,
was dir das gaukelnde Bind, was dir der Jüngling vertraut.
Nährest an gleicher Brust die vielfach wechselnden Hlter ;
Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün
wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter,
200 Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.
103. würde der Frauen.
Ehret die Frauen! sie flechten und weben
himmlische Bosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.