276. Im Wald.
1. Die winde gehn ums kleine Jägerhaus,
Die Wälder rauschen in die Nacht hinaus.
2. Da drinnen schimmert warmes Lampenlicht, —
Lin stilles Stübchen, traulich — eng und schlicht.
3. Geweih und Nehgehörn als Schmuck der wand,
Lin Falke drüber, der die $IügeI spannt.
4. So still, so stille — nur die Wanduhr tickt,
Und vom Kamin der rote Glutschein zückt.
5. Bisweilen schlägt im Schlaf der Jagdhund an;
Lr träumt vom pürschgang wohl im freien Tann?
6. Der Jäger sitzt und pafft sein Pfeifchen stumm,
Der Nauch blaut nebelnd im Gemach herum.
7. Die blonde Frau lehnt still im Stuhl zurück
Und schaut ins Licht mit weitverträumtem Blick.
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8. Sie hebt den Kopf nur lauschend dann und wann —
weint nicht im Schlaf ihr Kindchen nebenan?
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9. Doch nur die Wanduhr sagt ihr leis Ticktick:
Ts geht — die Zeit, — halt fest — halt fest — das Glück!
10. Und nur die winde gehn ums Jägerhaus,
Die Wälder rauschen in die Uacht hinaus!
Agnes Miegel.
Geboren 9. März 1879 in Königsberg.
277. Johannisnacht.
1. wir fuhren heim durch die Iohannisnacht.
Im Mondschein träumten die Vogesenwälder,
Der Uachtwind trieb um unsere Stirnen sacht
Den heuduft und den Buch der Uoggenfelder.
2. Dann kam der Wald — da klang der hufschlag kaum,
Der Uebel tanzte auf den stillen wiesen,
Leuchtkäfer stoben dicht um Busch und Baum,
Des Tlflands ferne Silberbörner bliesen.