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8. Tie Liebe macht die Sonnen
drehn,
Tie Liebe wölbt den Himmel
Und freut sich, unter ihm zu sehn
Ein liebendes Gewimmel.
9. Wer liebend sich ans Nächste
hält
Und will nur das gewinnen,
Umfaßt darin die ganze Welt,
Und Gott ist mitten drinnen.
10. Ich hab' am heil'gen Pfingstentag,
Indes mein Weib gebrütet,
Mit frohem Nachtigallenschlag
Mein frommes Nest gehütet.
10. Sommerabend.
Von R. D e h m e l.
1. Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur:
Fern dampft der See, das hohe Röhricht flimmert;
Im Schilfe glüht die letzte Sonnenspur,
Ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
2. Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton,
Ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
Im stillen Walde lauscht die Dämmrung schon,
Der Hirte sammelt seine satte Herde.
3. Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
Die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
Nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei doch froh, mein Herz, in all dem Frieden!
11. Sommernacht.
Von Gottfried Keller.
1. Es wellt das Korn weit in die
Runde,
Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
Doch liegt auf seinem stillen Grunde
Nicht Seegewürm noch andrer Graus;
Ta träumen Blumen nur voll
Kränzen
Ulld trillken der Gestirne Schein.
£ goldnesMeer, dein friedlichGlünzen
Saugt meine Seele gierig ein!
2. Jll meiner Heimat grünen
Talen,
Da herrscht ein alter schöner Brauch:
Weml hell die Sommersterlle
strahlen,
Der Glühwurm schimmert durch ben
Strauch,
Dann geht ein Flüstern mld eili
Willkell,
Das sich dem Ährenfelde naht,