BitllstDcn und Romanzen
36. Die Kwniche des Uykus.
Bon Friedrich v. Schiller.
1. Zun: Kampf der Wagen uub
Gesänge,
Ter auf Korinthus' Laildesenge
Der Griechen (Stämme froh ver¬
eint,
Zog Jbykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund Apoll;
So walldert' er an leichtem Stabe
Aus Rhegium, des Gottes voll.
2. Scholl lviilkt auf hohem Berges¬
rücken
Akrokorinth des Wandrers Blickeil,
Uild in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich nur ihn her; nur
Schwärme
Bon Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin llach des Südens Wärme
Jir granlichtem Geschwader ziehn.
3. „Seid mir gegrüßt, befreundte
Schareli,
Die mir zur See Begleiter waren,
Zum guten Zeicherr nehm' ich euch,
Mein Los, es ist dein euren gleich.
Bon fernher kommen lvir gezogell
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei llils der Gastliche gelvogen,
Der von dem Fremdling wehrt die
Schmach!"
4. Uild munter fördert er bi:
Schritte
Und sieht sich in des Waldes Mitte;
Da sperren auf gedrangem Steg
Zwei Mörder plötzlich feinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand;
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch llie des Bogens Kraft ge-
spamlt.
5. Er ruft die Menschen an, die
Götter,
Seili Flehen dringt zu feinem
Retter,
Wie weit er auch die Stimme schickt,
Nichts Lebeildes lvird hier erblickt.
„So muß ich hier berlaffen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch böser Bubeil Hand verderben,
Wo auch kein Rächer mir erscheint!"
6. Und schwer getroffen sinkt er
nieder;
Da rauscht der Kraniche Gefieder,
Er hört, scholl saun er nicht mehr
sehn,
Die naheil Stimmen furchtbar
krähil:
„Bon euch, ihr Kraniche dort oben,
Wenil feine andre Stimme spricht,
Sei meines Mordes Klag' erhoben!"
Er ruft es, uub sein Auge bricht.