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3. Hochsommernacht.
Von Martin Greif.
Stille ruht die weite Welt,
Schlummer füllt des Mondes Horn,
Das der Herr in Händen hält.
Nur am Berge rauscht der Born —
Zu der Ernte Hut bestellt
Wallen Engel durch das Korn.
4. Sternennacht.
Bon Martin Greif.
1. Von frischer Kühle angezogen
Verlass' ich spät die Tür,
Da wölbt der tieferblaute Bogen
Sich lockend über mir.
2. Der Mond aus leiser Nebelhülle
Streut sachten Glanz umher,
Der Höhen reine Ätherfülle
Durchglüht ein Sonnenheer.
3. Ein jeder Stern an seiner Stelle,
O welche hehre Pracht!
Der Himmel strahlt in Zanberhelle,
Und doch ist tiefe Nacht.
5. Winteranfang.
Von Martin Greif.
1. Kommt ihr wieder,
Spinnende Nebel,
Füllend mit trübem
Wehen die Luft?
2. Wo sich geöffnet
Blume an Blume,
Liegt nun, ertöteub,
Schauernder Duft.
r 3. Ach, und ihm wehret
Kaum mehr die Sonne,
Wie es noch gestern
Sichtbar geschah.
4. Abend und Morgen
Scheinen im Dämnrer
Nahe verwoben —
Winter ist da!
6. Abendlied.
Von Gottfried Keller.
1. Augen, meine lieben Fensterlein,
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!