Full text: [Teil 5 = (Für Unter-Sekunda), [Schülerband]] (Teil 5 = (Für Unter-Sekunda), [Schülerband])

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nochmals gegen die Stellung anzustürmen, die schon so viele Opfer gekostet 
hatte, ans deren Besitz — wenigstens an diesem Abend — selbst der wage¬ 
mutige Moltke zu verzichten bereit war; diese rücksichtslose Entschlossenheit 
allein wird allezeit jeden Soldaten mit derselben hohen Bewunderung 
erfüllen wie damals die Umgebung des Königs. Er verlangte das Äußerste 
von beu Truppen, aber das fühlte man deutlich: er war auch bereit, selbst 
das Äußerste zu leisten. Jeder, der in dieser Stunde dem Könige nahe war, 
sah bewundernd seine Bestimmtheit und Entschlossenheit. 
So befahl er den: General v. Steinmetz, dem, wie erwähnt, das 
II. Armeekorps bereits unterstellt worden war, alle verfügbaren Kräfte 
gegen die Höhen von Point du Jour in Bewegung zu setzen. 
Als der Gegner gegen 7 Uhr abends die einleitenden Bewegungen 
zu den: nun folgenden Angriff erkannte und besonders die geschlossenen 
Massen des II. Armeekorps anrücken sah, wurde es wieder bei ihm lebendig, 
und es begann der hitzige Abendkampf des französischen linken Flügels 
mit den: deutschen rechten. Die zurückgezogenen feindlichen Batterien 
krönten von neuem die Höhenstellung, an aller: Er:den entbrannte das 
Feuergefecht wieder, und lange Jnfanterielinien brachen ir: der allgemeinen 
Richtung auf St. Hubert zun: Angriff vor. 
Grar:aten, Schrapnells und Chassepotkugelr: ginger: rrunmehr, zun: 
Glück .meist sehr hoch, über der: Sta::dpui:kt des großen Hauptquartiers 
hinweg und zeigte:: deutlich, daß der König hier ernstlich gefährdet war. 
Wunderbarerweise wurde nur der Major Baron v. Budder:brock, Adjutant 
des Kriegsministers, verwurrdet. Man glaubte an einen allgemeinen 
Vorstoß auf der ganzer: Linie; nur General v. Moltke sagte in seiner un¬ 
erschütterlicher: Ruhe: „Das ist rrichts, das ist ihr allaberrdlicher Abendsegen, 
mit den: sie das Gefecht abbrecherr." 
Es war denrwch eir: kritischer Moment. Die sichtliche persönliche 
Gefahr, der ur:erwartete Angriff der Frarrzoser: ur:d gerade jetzt auf und 
an der Chaussee r:ach Gravelotte jer:es von durchgehenden Handpferden 
verarckaßte Zurückeile::, das einer Panik sehr ähnlich sah. 
Der König erkarrrrte die Gefahr des Augenblicks wohl. Gerade darum 
blieb er urrbeweglich stehe::, das Auge den: Feirrde zugervandt. Niernand 
wagte es zuerst, ihn zu bitten, der: gefährlichen Platz zu verlassen. Er:dlich 
sagte der Kriegsminister: „Es ist besser, wenn Euere Majestät hier fort¬ 
reiten !" und Prinz Karl faßte der: Rittmeister v. Albedyll an: Arm, zeigte 
auf Rezorwille und sagte: „Reiten Sie Seiner Majestät in dieser Richtung 
vor!" Der König, der etrva eine Stur:de zu Fuß getvesen ivar, stieg wieder 
zu Pferde. Es kostete ihr: einer: schweren Entschluß, gerade in diesen: Augen¬ 
blick zurückzugehen; sein Soldaterrherz bäumte sich auf gegen eine solche 
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