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I. Der alte Heldensang.
30 Hildebrand erhob das Wort, Heribrands Sohn:
„Das wisse Allvater im Himmel oben,
daß nimmer du Worte bis heute gewechselt
mit so nah gesipptem Mann.“ .....
Da wand er vom Arme gewundene Ringe,
ss aus Kaisermünzen gemacht, wie der König sie ihm gab,
der Herrscher der Hunnen: „Daß ich mit Huld dir's gebe!“
Hadubrand erhob das Wort, Hildebrands Sohn:
„Mit dem Ger soll man Gabe empfahen,
Spitze wider Spitze. Ein Späher bist du,
alter Hunne, (heimlich) lockest du mich
mit deinen Worten, willst mit dem Speer mich werfen;
bist worden so alt, nur immer Trug sinnend.
Das sagten mir Leute, die zur See gefähren
westwäris über den Wendelsee: hinweg nahm der Krieg ihn,
5 tot ist Hildebrand. Heribrands Sohn.“
Hildebrand erhob das Wort, Heribrands Sohn:
„Wohl hör' ich's und seh' es an deinem Harnisch,
daß du daheim hast einen Herrn so gut,
daß unter diesem Fürsten du flüchtig nie wurde —
z0 „Weh nun, waltender Gott, Wehgeschick erfüllt sich!
Ich wallte der Sommer und Winter sechzig,
da stets man mich scharte zu der Schießenden Volk:
vor keiner der Städte zu sterben doch kam ich.
Nun soll mit dem Schwerte mich schlagen mein Kind,
ss mich strecken mit der Mordaxt, oder ich zum Mörder ihm werden!
Magst du nun leichtlich, wenn langt dir die Kraft,
an so altem Reden die Rüstung gewinnen,
den Raub erbeuten, wenn du Recht dazu hast!
Der wäre der ärgste aller Ostleute,
der den Kampf dir weigerte, nun dich so wohl lüstet
handgemeiner Schlacht! Es entscheide das Treffen,
wer heute sich dürfe der Harnische rühmen
oder unsrer Brünnen beider walten!“
Da sprengten zuerst mit den Speeren sie an
ss in scharfen Schauern: dem wehrten die Schilde.
Dann stürzten sie (zum bittern Schwertkampf),
hieben harmlich die hellen Schilde,
bis leicht ihnen wurde das Lindenholz,
zermalmt samt den Waffen. ....
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