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2. 6rabidmft.
1. Ich war ein Dichter und empfand die Schläge
Der bösen Zeit, in welcher ich entsprossen;
Doch schon als Jüngling hab' ich Ruhm genossen,
Und auf die Sprache drückt' ich mein Gepräge.
2. Die Kunst zu lernen, war ich nie zu träge;
Drum hab ich neue Bahnen aufgeschlossen,
In Reim und Rhythmus meinen Geist ergossen,
Die dauernd sind, wofern ich recht erwäge.
3. Gesänge formt' ich aus verschiednen Stoffen;
Lustspiele sind und Märchen mir gelungen
In einem Stil, den keiner übertroffen:
4. Der ich der Ode zweiten Preis errungen
Und im Sonett des Lebens Schmerz und Hoffen
Und diesen Vers für meine Gruft gesungen.
3. Ven eckig.
1.
1. Dies Labyrinth von Brücken und von Gassen,
Die tausendfach sich ineinander schlingen,
Wie wird hindurchzugehn mir je gelingen?
Wie werd' ich je dies große Rätsel fassen?
2. Ersteigend erst des Markusturms Terrassen,
Vermag ich vorwärts mit dem Blick zu dringen,
Und aus den Wundern, welche mich umringen,
Entsteht ein Bild, es teilen sich die Massen.
3. Ich grüße dort den Ozean, den blauen,
Und hier die Alpen, die im weiten Bogen
Auf die Laguneninsel niederschauen.
4. Und sieh! da kam ein mut'ges Volk gezogen,
Paläste sich und Tempel sich zu bauen
Auf Eichenpfählen mitten in die Wogen.
* .1»
2.
1. Venedig liegt nur noch im Land der Träume
Und wirft nur Schatten her aus alten Tagen;
Es liegt der Leu der Republik erschlagen,
Und öde feiern seines Kerkers Räume.