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noch heute, daß die Mönche einen Müllergesellen Jakob Rehbock aus Hunde¬
lust wegen seiner Ähnlichkeit mit dem echten Waldemar mit dem Ring und
Siegel des Fürsten ausgestattet und ihn gelehrt hätten, wie er sich zu benehmen
habe, um den Betrug ins Werk zu setzen. Die Absicht war gut. Die Mönche
wollten dem von Fehden und Bruderkriegen zersplitterten Lande den Frieden
bringen. Der Erfolg war nicht der gewünschte. Es kamen nur erneute
Kriege und Kämpfe. Viele schworen auf seine Echtheit. Andere, besonders
die Ruppiner Fürsten, bekämpften ihn mit aller Kraft. Ganz ist die Sache
nie aufgeklärt worden. Sage und Geschichte verschmelzen sich hier zu einem
Ganzen, und auch die Poesie hat sich oft mit dem seltsamen Vorgang be¬
schäftigt. Willibald Alexis beschreibt ihn uns in seinem bekannten Roman:
„Der falsche Woldemar".
Die Zeiten wurden anders. Die Macht der Mönche wurde gebrochen-
Es kam die Zeit, wo die Klöster in der Mark aufgehoben wurden. Auch
Kloster Chorin wurde geschlossen. Das geschah im Jahre 1542. Der letzte
Abt, Brixius von Chorin, lebte als ein Geduldeter, ein Vergessener dort
und beschloß sein Leben in den Klostermauern. Links vom Hochaltar ist
eine ziemlich große Grabplatte in die Wand eingelassen; auf der sieht man
einen Mann in Mönchstracht, der den Hirtenstab in der Hand hält. Die
Umschrift, die aber jetzt nicht mehr leserlich ist, soll die Jahreszahl 1560
gezeigt haben. Dann kamen die Jahre des Dreißigjährigen Krieges, die
auch dem Kloster Zerstörung und Unheil brachten. Und noch schlimmer war
der Schwedeneinfall tm Jahre 1675. Da sanken ganze Teile der herrlichen
Klostergebäude in Schutt und Asche. Und das, was dann blieb, diente
weltlichen Dingen. Aus dem Kloster wurde ein kurfürstliches Amt. So
herrschten hier nun nacheinander verschiedene Amtmänner und Oberamtmünner.
Wir finden Namen, die sich noch jetzt erhalten haben, z. B. Oberamtmann
Karbe, v. Oppen und andere. Es wurde auch eine Glashütte dort errichtet.
Endlich wurde 1861 das Amtsgebäude in ein Forstamt umgewandelt. Und
nun wurde auch der schöne Forstgarten der Oberförsterei Chorin hier
angelegt.
Da erwachte das Interesse für das herrliche Denkmal alter Baukunst
von neuem. Und jetzt endlich dringt die Freude daran auch in weitere
Kreise. E. v. Winterfeld-Warnow. (Tägliche Rundschau 1910.)
18. Die Entstehung äer Ercloberklacbe in cler Mark.
^Henn wir von Berlin nach Oranienburg wandern, dann kommen wir
'iij bei Hermsdorf an eine Tongrube, wie es deren viele in der Mark
gibt; diese aber verrät dem Auge des Geologen ganz besondere Geheimnisse.
Denn wenn wir den Ton dieser Grube genau durchsuchen, dann finden wir
darin kleine Muscheln und Schnecken von Gattungen, die nur im Meere
leben, und wir erfahren daraus, daß an dieser Stelle früher ein Meer