Full text: Ein Lesebuch für die 4. und 3. Klasse höherer Mädchenschulen (Teil 3, [Schülerband])

166 [III] 
Jung-Stilling. Kaiserin Augusta. 
Der Graf gelobte es ihm, und die Fuhrleute fuhren nach Hause- 
Dieser mein Großvater hatte im zweiundzwanzigsten Jahre ge¬ 
heiratet, und im vierundzwanzigsten, nämlich 1620, bekam er einen 
Sohn, Hans Stilling- dieser war mein Vater. Er lebte ruhig, war¬ 
tete seines Ackerbaues und diente Gott. Er hatte den ganzen drei¬ 
ßigjährigen Krieg erlebt und war öfters in die äußerste Armut 
geraten. Er hat zehn Kinder erzeugt, unter welchen ich der jüngste 
bin. Ich wurde 1680 geboren, eben da mein Vater sechzig Jahre 
alt war. Ich habe, Gott sei Dank! Ruhe genossen und mein 
Gut wiederum von allen Schulden befreiet. Mein Vater starb 1724A 
im 104. Jahre seines Alters — ich habe ihn wie ein Kind verpflegen 
müssen — und liegt zu Florenburg bei seinen Voreltern begraben." 
Heinrich Stilling hatte mit größter Aufmerksamkeit zuge¬ 
höret. Nun sprach er: „Gott sei Dank, daß ich solche Eltern ge¬ 
habt habe! Ich will sie alle nett aufschreiben, damit ichs nicht 
vergesse. Die Ritter nennen ihre Voreltern Ahnen, ich will sie 
auch meine Ahnen heißen." Der Großvater lächelte und schwiege 
Des andern Tages gingen sie wieder nach Hause, und 
Heinrich schrieb alle die Erzählungen in ein altes Schreibbuck, 
das er umkehrte und die hinten weiß gebliebenen Blätter mit 
seinen Ahnen vollpfropfte. 
Kaiserin Augusta (1811—1890). 
62. Brief an einen Freund ihres Sohnes. 
jAls Kaiser Wilhelm noch Prinz von Preußen war, berief 
er auf Anregung seiner Gemahlin den Professor Ernst Curtius 
zum Erzieher seines Sohnes- derselbe zog außerdem die besten 
Lehrer der Residenz heran, um dem Prinzen eine Gymnasial¬ 
bildung zu geben, die ihn zum Besuche der Universität vor¬ 
bereitete. 
Um die Vorteile des gemeinschaftlichen Unterrichts und der 
Kameradschaft eines gleichaltrigen Knaben zu verschaffen, wurde 
Rudolf von Zastrow als Mitschüler dem Prinzen beigegeben.
	        
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