V.
Erzählungen und Schwänke.
48. Der schlaue Pater Küchenmeister.
Albert Richter, Lustige Geschichten aus alter Zeit.
n das Kloster Marienroda in Niedersachsen kam eines Tages
weinend die Frau des Küsters zu Söhre und klagte den geist¬
lichen Vätern, daß soeben fürstliche Soldaten bei ihr gewesen
und ihr auf Befehl des Nmtsschreibers ihre einzige Kuh abgepfändet und
weggetrieben hätten. Söhre gehörte aber unter die Gerichtsbarkeit des
Klosters, und die Mönche hatten deshalb schon manchen Streit mit dem
Fürsten und seinen Nmtleuten gehabt. Nls sie nun von diesem neuen
Eingriffe in ihr Necht hörten, wurden sie sehr zornig, wußten aber weder
sich noch der Küsterin zu helfen, von dem Schutze des Kurfürsten von
Hannover, unter den sie sich freiwillig gestellt hatten, erwarteten sie auch
nicht allzuviel.
Endlich erhob sich der pater Küchenmeister, der ein schlauer Mann
war und schon oft guten Nat gegeben hatte. Er schlug vor, den mit
der Kuh über die Heide ziehenden fürstlichen Soldaten aufzulauern und
ihnen ihren Naub wieder abzunehmen. Er selbst wollte gern an diesem
Streifzuge teilnehmen, und da man sich auf pater Küchenmeisters starke
Fäuste ebensogut verlassen konnte wie auf seinen anschlägigen Kops, so
erklärten sich bald noch drei andere Mönche zu dem Unternehmen bereit.
Nuf des Paters Küchenmeister weiteren Nat verkleideten sich die Mönche
als Bauern, bewaffneten sich mit tüchtigen Knotenstöcken und begaben
sich dann nach einem Hohlwege, durch den die beiden Soldaten mit der
Kuh kommen mußten.