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15. In ein fein Gesumm von Orgelklingen,
Drein ihr Danklied die Gemeinden singen.
Rückt die Sonne rot der Erde zu,
Wird im Korne immer tiefre Ruh,
Und der liebe Wind hat's eingewiegt,
Wenn die Mondnacht schimmernd drüber liegt.
Wie von warmem Brot ein lauer Duft
Zieht mit würz'gen Wellen durch die Luft.
20.
134. Abschied.
Joseph Freiherr von Eichendorff
3. Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Ward's unaussprechlich klar.
4. Bald werd' ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein herz nicht alt.
1. O Täler weit, o höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächt'ger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäft'ge Welt;
Sschlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!
2. Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger herrlichkeit!
135. Der Knabe im Moor.
Annette von Droste-hülshoff.
1. O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt.
O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn das Köhricht knistert im hauche.
2. Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
hohl über die Fläche sauset der Wind —
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht.
hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
hinducket das Knäblein zage.