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22. Prinz Georg von Hessen-Darmstadt, der Eroberer und
Verteidiger von Gibraltar.
Nach C. von Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrh., und A. Börckel,
hess. heldenbuch.
rinz Georg wurde als zweitältester Sohn des Landgrafen Lud—
wig VI. 1669 in Darmstadt geboren. Wie viele nicht zur Thron—
folge berufenen Fürstensöhne widmete er sich der militärischen
Caufbahen. In Diensten des Kaisers und der Republik Venedig kämpfte
er gegen die Türken und unter den Fahnen Wilhelms III. von England
gegen das irisch-französische Heer Jakobs II. Der dritte Raubkrieg Lud—
wigs XIV. führte den Prinzen als habsburgischen Feldherrn nach Spanien,
wo er Barcelona gegen die Franzosen verteidigte. Auch im spanischen
Erbfolgekrieg blieb Georg der Sache des Kaisers treu. Im vierten Jahre
dieses Krieges, einige Wochen bevor Marlborough und Prinz Eugen
ihre großen Erfolge in Süddeutschland errangen, landete der habsburgische
Kronprätendent Erzherzog Karl in Lissabon, um mit Hilfe der englisch—
holländischen Flotte und portugiesischer Truppen seinen Mitbewerber, der
schon seit 1701 als Philipp V. über Spanien gebot, aus diesem Lande zu ver—
treiben. Zum Generalkapitän des in Portugal aufzustellenden heeres
hatte er den Prinzen Georg ernannt. Dieses heer war aber zunächst
noch zu schwach, um einen entscheidenden Schlag gegen Philipp V. zu
wagen. Dafür vollbrachte Georg mit Hilfe der englisch-holländischen
Flotte bereits am 3. August 1704 eine Tat, die seinen Ruhm dauernd
begründet hat: die Eroberung von Gibraltar.
Mit dem europäischen Festlande durch eine schmale, flache Landenge
verbunden, starren die kahlen, gebräunten und zerklüfteten Kuppen von
Gibraltar aus blauer Flut riesenhaft empor. Nur ein verwegener Kletterer
vermag die Abhänge der Nord-, Ost- und Südseite dieser Felsmassen
zu erklimmen. Auf der Abendseite, wo vom knappen Küstensaume aus
sich die engen Straßen der Stadt Gibraltar am Felsstock emporwinden,
gestatten Böschungen des Vorgebirges die Anlage eines zwar steilen, aber
selbst für Geschütze passierbaren Weges zur höhe. Das sagenberühmte
Kap von Gibraltar, die eine der Säulen des herkules, einstmals eine Trutz—
burg der Mauren, ward zur Zeit des Erbfolgekriegs von der spanischen
Regierung noch keineswegs seinem fortifikatorischen Werte entsprechend
geschätzt. Nur einige hundert Mann hielten die Stadt, deren Befestigungs—
werke den Hufgang zum Vorgebirge hüten, besetzt. Auch die Admirale
der Ende Juli 1704 in jenen Gewässern kreuzenden englisch-niederländischen
Flotte verkannten anfänglich durchaus die Bedeutung des Platzes. Erst
auf die dringenden Vorstellungen des Prinzen Georg, der sich an Bord