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Schattens ruhen vielleicht wieder Wesen, die wie ich das ewige
Gewebe der Schöpfung betrachten. Hei, wie die Ameisen eilen
und rennen, wie sie mit ihren haardicken Armen der kleinen
Dinge kleinste umklammern, mit ihrem ätzenden Saft alles
Feindliche zu vergiften meinen; sie wollen gewiß auch noch
die Welt gewinnen vor dem jüngsten Tag.
Ein glänzender Käfer hat ihnen lange zugesehen, er denkt
verächtlich über die mühsam Kriechenden, denn er selbst hat
Flügel. Jetzt flattert er übermütig empor und funkelnd kreist er hin „
und plötzlich ist er umgarnt und gefesselt in Stricken. Die Spinne
hat an diesem Dinge schon lange still und emsig gearbeitet; ein
Schleier, wie zarter keiner geflochten wird auf Erden, ist des
strahlenden Käfers Leichenkleid geworden.
Die Vöglein im Geäste wollen auch ihr Kunstwerk stellen;
sie flechten, wo das Reisig am dichtesten ist, aus Halmen und
Zweigen ein Wiegenkörbchen für ihre liebe Jugend. Und wenn
ihnen die Sonne just recht am Himmel steht, so singen und jauchzen
sie bei ihrer Arbeit, daß es in allen Nadeln und Bäumen wider¬
klingt, sonst aber hocken sie im Nest und schnäbeln und legen die
zarten, buntstreifigen Eier.
Ob es denn wahr ist, daß sich derselbe eine rote
Faden fortspinnt durch alle Geschlechter des Menschen- und
Tierreiches bis hinab zum allerkleinsten Wesen? Ob denn
alles nach dem einen und selben Gesetze geht, was der König
Salomon getan auf seinem goldenen Trone und was die träge
sich wälzende Raupe tut unter dem Stein? Das möcht* ich
wohl wissen.
Husch, dort hüpft ein Hase, bricht sich der gekrönte Hirsch
Bahn durch das Gestrüppe. Jeglicher Strauch tut auch so ge¬
heimnisvoll, als ob er hundert Leben und Waldgeister in sich
verberge. Jetzund höre ich das Läuten der Hummel. Wenn in
diesen Wäldern einmal eine Kirche gebaut würde und eine
Glocke auf den Turm käme — so müßte sie klingen. — Auf den:
Erdgrunde liegen die scharf geschnittenen Schattengestalten und
darüber hin spinnen sich die Saiten des Lichtes. Und die Finger
des Waldhauches spielen in diesen Saiten.