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Republik sich diesen zum Könige ausbat; und so wurde Lud-
wig im Juni 1806 König von Holland. Murat, des Kai¬
sers Schwager, wurde Großherzog von Berg und Cleve; der
Marschall Berthier Herzog von Neufchatel (Neuenburg) in
der Schweiz. Auch für die übrigen Großen des Hauses und
der Armee wurde eine Menge Hcrzogthümer und Großlehen
in den neuen Erwerbungen, besonders in Italien, errichtet.
Per Rheinbund, 12. Juli 1806. — Um das Schicksal
unseres, ohnehin schon tief gebeugten, Vaterlandes zu vollen¬
den, stiftete Napoleon den Rheinbund, durch welchen vorerst
sechzehn deutsche Fürsten sich von Kaiser und Reich lossagten,
sich zu einem Bunde vereinigten und Napoleon als den Pro¬
tektor oder Schutzherrn desselben anerkannten. Für diesen
Schutz gaben sie das Versprechen ab, ihm mit 63,000 Mann
in allen seinen Kriegen beizustehen. Da legte Franz II. den
deutschen Kaisertitel, der nun keinen Sinn mehr hatte, ab
und führte seit dem 6. August 1806 den schon 1804 ange¬
nommenen Titel Franz I., Kaiser von Oesterreich.
So endete das tausendjährige deutsche Reich! — Der letzte
deutsche Kaiser, der einundzwanzigste des erlauchten Habs¬
burgerstammes, hatte seiner großen Vorfahren nicht unwürdig
gestritten gegen den Riesen der Zeit und jedes Opfer an Gut
und Blut gebracht, er fast allein, um Deutschlands Ehre
zu retten.
Daß aber der edle Kaiser Franz auch in der Folge Deutsch¬
land noch immer warm im Herzen trug und für dessen Frei¬
heit und Ehre Alles einzusetzen stets bereit war, werden wir
später sehen.
77. Preußens unglücklicher Krieg gegen Frankreich
(1806 und 1807).
Von den Hauptmächten Europas stand fast nur noch
Preußen unangefochten da. Der König, Friedrich Wil¬
helm III., der unablässig bemüht war, seinem Volke das