Full text: [Untersekunda, [Schülerband]] (Untersekunda, [Schülerband])

Goethe in Italien, von Tischbein. 
IV. 
Dichter, Kunifjmd Künstler, 
61. Hus Goethes Kindheit. 
ch Konnte nicht müde werden zu erzählen," so berichtet 5rau 
Rat Goethe ihrer jugendlichen Freundin Bettina Brentano* 
von ihrem Wolfgang aus dessen frühester Kindheit, „so wie er nicht 
ermüdete zuzuhören. Da saß ich, und er verschlang mich mit seinen 
5 großen, schwarzen Rügen; und wenn das Schicksal irgend eines Lieb¬ 
lings nicht recht nach seinem Sinne ging, da sah ich, wie die Zornader 
an der Stirne schwoll und wie er die Tränen verbiß. Manchmal 
griff er ein und rief, noch ehe ich meine Wendung genommen hatte: 
„Richt wahr, Mutter, die Prinzessin heiratet nicht den verdammten 
10 Schneider, wenn er auch den Riesen totschlägt?" wenn ich nun halt 
machte und die Katastrophe* aus den nächsten Rbend verschob, so 
konnte ich sicher sein, daß er bis dahin alles zurecht gerückt hatte, 
und so ward mir meine Einbildungskraft, wo sie nicht mehr zu¬ 
reichte, häufig durch die seine ersetzt, wenn ich dann am nächsten 
15 Rbend die Schicksalsidee nach seiner Rngabe weiter lenkte und sagte: 
„Du hast's geraten! so ist's gekommen!" da war er Feuer und 
Flamme, und man konnte sein Herzchen unter der Halskrause 
schlagen sehen." 
Diese Geschichte ist ein schöner Beleg für die treffliche Gabe der 
20 Mutter, die Einbildungskraft des Knaben durch Selbsttätigkeil zu 
schärfen. Es ist der erste Keim zu der späteren Eigenheit der
	        
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