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46. Die Wohnhäuser und Gastgelage der Römer.
Obgleich die Römer große Summen auf den Bau ihrer
Wohnhäuser verschwendeten, so konnten diese von außen doch
keinen besonders glänzenden Eindruck machen, wiewohl es
ihnen auch im Äußern an Schmuck nicht fehlte. Sie waren
nämlich meistenteils sehr niedrig, nur ein Stockwerk hoch,
hatten entweder gar keine oder doch nur kleine Fenster und
waren dabei sehr unregelmäßig gebaut, indem sich nur über
einzelne Teile ein zweites Stockwerk erhob. Um so schöner
und glänzender waren sie im Innern. Die Zimmer waren
sämtlich um einen unbedeckten Raum gruppiert, der auf allen
Seiten von bedeckten Hallen eingeschlossen war. Je größer
ein Haus war, umsomehr solcher innern Höfe hatte es. In
ihrer Mitte befanden sich prächtige Brunnen und Gärtchen
und die sie umgebenden Hallen wurden mit Säulen und Statuen
geschmückt. Die Wohn- und Schlafzimmer waren nur klein,
desto größer die Räume für den Empfang von Besuchen, be¬
sonders jene Höfe, die auch den sie umgebenden Zimmern
Licht und Luft gewährten. Die Fußböden bestanden meisten¬
teils aus Steingetäfel; oft waren sie aber auch aus kleinen
bunten Stiften von Ton, Glas, Marmor und andern zum Teil
kostbaren Steinen gebildet, welche man zu Gemälden oder
wenigstens geometrischen Figuren zusammensetzte (Mosaikfu߬
böden). Die Wände waren entweder mit künstlichem oder
wirklichem Marmor bekleidet, öfter noch waren sie mit Malerei
geschmückt, wobei man die Farben, um sie frisch zu erhalten,
häufig mit einem Firnis von Wachs und Öl überzog. Auch
das Holzwerk an den Decken wurde bemalt oder mit kostbaren
Stoffen belegt.
Die Gerätschaften in den Zimmern waren bei weitem
nicht so zahlreich wie bei uns. Es gab weder Schreibtische
noch Glasschränke, auch keine Kommoden oder Wandspiegel,
sondern nur Ruhebetten, Tische, Stühle und Kandelaber; aber
diese waren dafür auch desto prächtiger. Das Gestell der
Ruhebetten bestand häufig aus Erz oder aus köstlichem Holz,
mit Elfenbein, Schildpatt und edlem Metall ausgelegt, es hatte
oft elfenbeinerne, silberne oder goldene Füße; über die mit
weichstem Flaume gefüllten Polster wurden purpurne, oft köst¬
lich gewirkte oder gestickte Decken gebreitet. Ebenso hatte