114 Zweiter Zeitraum. Deutsche Geschichte von Karl d. Großen bis zum Ende b. Interregnums
3. Meißnischer Fürstenzug von Ronrad I. bis Heinrich den Erlauchten.
Konrad von Wettin, 1123—1156, „der Große", ursprünglich nur Graf von Wettin,
dann Herr der gesamten wettinischen flllodien zwischen Saale und (Elbe. — Seine
Treue gegen Lothar von Supplinburg, Ronrad III. und Friedrich Barbarossa.
Teilnahme an deren Heereszügen, insbesondere an dem großen IDendenfreuzzuge
der norddeutschen Fürsten (Heinrichs des Löwen, Albrechts des Bären usw.) vom Jahre
1147.— Ansiedelung deutscher Kolonisten. — Gründung des Klosters auf dem Peters¬
berge. — Kurz vor seinem Tode (Eintritt als ITCönch in dieses Kloster. — (Erbteilung
seiner Lehen unter seine fünf Söhne.
Otto der Reiche, 1156—1190. Gründung des Klosters flltenzella bei Nossen.
Silberfunde auf flltenzellaei Flur. Zurücknahme des dem Kloster geschenkten Gebietes
durch ©tto den Reichen und Gründung von Thristiansdorf. Um 1185 Anlage der
Bergmannssiedelung Sächsstadt durch Goslar er Bergleute; Ausstattung mit Stadt¬
rechten durch (Dtto den Reichen (um der verliehenen Freiheiten willen „Freiberg").
Verleihung der Markt- und Stadtgerechtigkeit auch an Leipzig. Familienztvistigteilen:
(Dttos versuch, unter Übergehung fllbrechts die Belehnung seines zweiten Sohnes Diet¬
rich mit der Mark Meißen zu erreichen. Gefangennahme (Dttos durch fllbrecht und
Haft auf dem Schlosse Döben bei Grimma; Freilassung infolge kaiserlicher Anordnung.
Kampf gegen den Herzog von Böhmen, der sich inzwischen des Freiberger Silberschatzes
bemächtigt hatte.
fllbrecht der Stolze, 1190—1195.
Dietrich der Bedrängte, 1195—1221. Verwaltung der Mark Meißen nach Wi¬
brechts Tode durch Kaiser Heinrich VI.; Belehnung Dietrichs nach dessen Rückkehr vom
Kreuzzug durch Philipp von Schwaben. Später Dietrichs Parteinahme für (Dtto IV.,
dann für Friedrich II. Kämpfe mit dem König von Böhmen, dem (Erzbischof von Magde¬
burg, dem Leipziger Landadel und mit der Stadt Leipzig. (Errichtung von drei mark¬
gräflichen Burgen in Leipzig (eine davon die „pieißenburg").
Heinrich der Erlauchte, 1221—1288. Der bedeutende Ländergewinn während
seiner Regierungszeit beruhte im wesentlichen auf einer glücklichen Heiratspolitik:
Heinrich erwarb die Herrschaft Sayda und Purschenftein als (Ersatz für seine durch Ver¬
heiratung mit einer babenbergischen Prinzessin erworbenen Erbansprüche auf Österreich;
Pirna und Wehlen als Mitgift seiner zweiten Gemahlin, einer böhmischen Prinzessin;
das Pfandgebiet pieißnerland als Ersatz für die Heinrichs Sohne fllbrecht (dem Ent¬
arteten) bei dessen Verheiratung mit Margarethe von Hohenstaufen vom Kaiser
Friedrich II. versprochene Mitgift von 10 000 Mark Silber; Thüringen und die Pfalz
Sachsen als Erbe seiner Mutter Jutta, der Schwester Heinrich Raspes. — Im Thü¬
ringischen (Erbfolgekriege Niederlage des hessisch-braunschweigischen Heeres durch
den meißnischen Erbschenken Rudolf von Dargula in der Rähe von Wettin, 1264.
— Heinrichs Prunkentfaltung bei Turnieren (Rordhausen) und Hof tagen (Merseburg
und Meißen) und seine kostspielige Hofhaltung. — Höhepunkt der wettinischen
Macht im Mittelalter.
§41. Rittertum und Lehnswesen.
1. Zusammensetzung und Gliederung der Ritterschaft.
Ursprünglich hieß jeder ein Ritter, der beritten und gepanzert dem Heeres-
aufgebote folgte. Unter den Staufern wurden Söhne von Bauern und Priestern
als des „Rittergürtels" unwürdig erklärt, nicht aber Abkömmlinge Unfreier,
die seit Generationen ritterlichen Herren Reiterdienste geleistet hatten (Mini-