Full text: [Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

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den Kurs südlich nahm. Vom Lande aus hatte man den Eindruck, 
daß das Schiff bei dem von Osten einkommenden Winde stark 
schwankte und so heftig stampfte, daß zeitweise die Schraube aus 
dem Wasser kam. Um 5 Uhr 30 Minuten verloren die Leucht¬ 
turmwärter den Iltis, der nach ihrer Schätzung nur etwa vier See¬ 
meilen Fahrt machte, in dem regnerischen, dicken Wetter aus Sicht. 
Vom Schiffe aus ist der durch seine weiße Farbe weithin 
kenntliche Leutchturm länger gesehen worden; sein langsames 
„Auswandern" ließ auch die Mannschaft, die sich sonst um die Vor¬ 
gänge draußen nicht viel kümmerte, sondern ihrer gewöhnlichen 
Beschäftigung nachging — es wurde Zeug geflickt und gewaschen — 
erkennen, daß das Schiff in der immer unruhiger werdenden See 
nur wenig vorwärts kam. Im Laufe des Abends nahm der Wind 
i armer mehr zu, sodaß das Schiff viel Wasser übernahm und stark 
überlag, doch verursachte auch dies der an die Eigenart des Iltis 
gewöhnten Besatzung keine Beunruhigung, zumal sie im Jahre 
vorher schon schlimmeres Wetter durchgemacht zu haben sich erinnerte. 
Nachdem im Laufe des Nachmittags keine Besserung ein¬ 
getreten war, erwies es sich in den Abendstunden als notwendig 
die Sturmsegel zu setzen. In der Maschine wurde indessen mit 
ganzer Kraft gearbeitet. Da mehrere von den Heizern krank und 
ungeübte Matrosen an ihre Stelle getreten waren, so machte es 
zeitweise Schwierigkeiten den nötigen Dampfdruck zu halten; doch 
besserte sich dies während der Wache, in der die Strandung erfolgt 
ist, sodaß fast dauernd mit 120 Umdrehungen in der Minute ge¬ 
fahren werden konnte. Die Maschine vertrug diese Anstrengung 
durchaus gut und arbeitete regelmäßig; es muß damit, nach dem 
Ort der Strandung zu urteilen, eine Fahrt von sechs Seemeilen 
durch das Wasser erzielt worden sein. 
Um 8 Uhr erhielt die Freiwache Hängematten, doch wurde 
den Leuten befohlen für alle Fälle in den Kleidern zu bleiben 
und die meisten vergaßen auch alsbald im Schlafe die unbehag¬ 
liche Umgebung, deren Gefahr anscheinend niemand voraussah. 
Um 10 Uhr wurde „Alle Mann" gepfiffen, da die Segel 
geborgen werden sollten; gleichzeitig erhielt die Maschine Befehl 
langsamer zu gehen. Es deutet dies darauf hin, daß der Komman¬ 
dant sich nunmehr von den Riffen frei glaubte und annahm Schiff 
und Mannschaft fernerhin schonen zu können. Als die Freiwächter 
nach oben kamen, vermochten sie in der finsteren Nacht nicht den
	        
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