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10. Es war Herr Gui, ein Ritter fein,
Der fing wohl an zu singen:
„Ich wollt', ich wär' ein Vögelein;
Wollt' mich zum Liebchen schwingen.“
11. Da sprach der edle Graf Garein:
„Gott helf' uns aus der Schwere!
Ich trink' viel lieber den roten Wein
Als Wasser in dem Meere.“
12. Herr Lambert sprach, ein Jüngling frisch:
„Gott woll' uns nicht vergessen!
Aß' lieber selbst nen guten Fisch,
Statt daß mich Fische fressen.“
13. Da sprach Herr Gottfried lobesan:
„Ich lass' mir's halt gefallen;
Man richtet mir nicht anders an,
Als meinen Brüdern allen.“
14. Der König Karl am Steuer saß,
Der hat kein Wort gesprochen;
Er lenkt das Schiff mit festem Maß,
Bis sich der Sturm gebrochen.
46. Wie Kaiser Karl in Büchern las.
Karl Gerok.
1. Als Kaiser Karl sein Heldenschwert, die Leuchte der Germanen,
Zur Ruh gehängt im Siegessaal samt seiner Feinde Fahnen,
Da saß der alte Held im Stuhl und hörte gern mit an,
Dieweil sein Tagewerk vollbracht, was andere getan.
2. Und Eginhard und Alkuin, die mußten oft ihm lesen
Von Helden, die zuvor gelebt, von Zeiten, die gewesen,
Und sammeln ein und schreiben auf aus deutschen Volkes Mund,
Was von der Ahnen Taten noch die Sage machte kund.
8.
Am Mittagstisch bei Wild und Fisch, die Tafel ihm zu würzen,
Um Mitternacht, wenn er erwacht, die Stunden ihm zu kürzen,
Lag ihm zur Hand manch alter Band, manch köstlich Pergament,
Weil jugendlich der greise Held von Wißbegierde brennt.