I. Poesie.
A. Epische Dichtung.
1. Mllj-didMW pidjfliltß.
(Fabel, lehrhafte poetische Erzählung, Parabel, Allegorie.)
1. Die Grille und die Ameise.
Joh. Wilh. Ludw. G l e i m.
Werke, herausg. v. Körte. Erste Originalausgabe. Halberstadt 1811. Bd. 111. S. 320.
Eine faule Grille sang
Einen ganzen Sommer lang
Und war immer ohne Sorgen
Für den andern Morgen. —
Weil der Sommer Nahrung hat.
Wurde sie auch täglich satt; 6
Deine Kammer hat ja noch
Großen Vorrat, und ich will
Alles gern dir wiedergeben
Mit den Zinsen im April."
„Schwesterchen, wie brachtest du
Deine Zeit im Sommer zu?" 18
, Aber als der Winter kam
Und der Flur das Leben nahm.
Da trieb sie der Hunger hin
Zu der Amse:H — „Nachbarin,
Ich bin hungrig; gib mir doch
Ein klein wenig nur zu leben! 12
„Nachbarin, du weißt's ja wohl!
Ich, die Schwester vom Apolls)
Sang beständig; hast du mich
Nicht vernommen? Und konnt' ich,
Schwesterchen, was Bessers thun?"
„Grillchen, nein! Doch tanze nun!" 24
*2. Der Hirsch^ der sich im Wasser sieht.
Joh. Wilh. Ludw. Gleim.
A. a O. Bd. III. S. 315.
Ein Hirsch bewunderte sein prächtiges Geweih
Am Spiegel einer klaren Quelle.
„Wie prächtig! Auf derselben Stelle,
Wo Königskronen stehn! Und wie so stolz, so frei!
Auch ist mein ganzer Leib vollkommen, nur allein
Die Beine nicht, die sollten stärker sein!"
') — Ameise, d. h. die Emsige, Arbeitsame.
2) — Lichtgott der Griechen, auch Gott der Dichtkunst, des Saitenspiels und
des Tanzes.
Marsch all, Lesebuch für höhere Lehranstalten II.
1