gen, konnten zu Staatsämtern gelangen und bekamen einige feste Sicherheits-
Plätze. Die katholischen Rathe weigerten sich lange, dieses Edikt zu genehmi¬
gen; wurden aber von Heinrich endlick zur Anerkennung desselben vermocht.
Nun suchte er mit Hülfe seines Ministers Sully durch alle Mittel
Wohlsein im Lande zu verbreiten. Er schaffte die überflüssigen Soldaten
ab und nöthigte die Entlassenen, unangebaute Felder urbar zu machen.
Den Landleuten erließ er, da sie durch die Kriege verarmt waren, eine
große Summe rückständiger Steuern. Und noch jetzt erinnern sich die franzö¬
sischen Bauern gern der Worte des Königs: „Ich wollte, daß jeder mei¬
ner Bauern des Sonntags ein Huhn im Topfe hätte!" Um seine Unter¬
thanen an einfache Kleidung zu gewöhnen, legte er selbst alle unnütze Zier
ab. Er trug gewöhnlich einen grauen Rock ohne alle Auszeichnung, und
lachte über diejenigen, die, wie er sagte, ihre Mühlen und Wälder auf dem
Rücken trügen. Um seinem Lande das Gelb zu erhalten, das für den An¬
kauf seidener Waaren damals in fremde Länder ging, ließ er viel Maulbeer¬
bäume pflanzen, Seidenwürmer ziehen und brachte selbst mehrere Manufak¬
turen in Gang. Auch erleichterte er auf alle Weise den Handel, machte
Flüsse schiffbar, ebnete Wege und setzte die Zölle herab. Und so empfand
denn ganz Frankreich die Segnungen seiner Regierung.
In seinem häuslichen Leben war Heinrich nicht glücklich. Von seiner
ersten Frau, Margaretha von Valois, ließ er sich ihres sittenlosen
Lebens wegen scheiden (1599). Seine zweite, Maria von Medicis,
war herrschsüchtig und stolz und verbitterte ihm das Leben. Doch söhnte
ihn die Geburt eines Sohnes einigermaßen mit derselben aus. Dieses
Kind, das nachher unter dem Namen Ludwig XIII. den Thron bestieg,
war des Vaters einzige Freude. Einst hatte er es sich auf den Rücken
gesetzt und trabte mit ihm im Zimmer herum, als eben ein spanischer Ge¬
sandter hereintrat. „Herr, haben Sie auch Kinder?" fragte ihn der König.
„Ja wohl, Sire!" war die Antwort. Nun, sprach Heinrich, da erlaubt
Ihr mir schon, daß ich meinen Ritt vollende!" — So bewahrte der König
das rein Menschliche, ohne seine Pflichten als König zu vernachlässigen.
5. Gegen das Ende seiner Tage hing Heinrich einem riesenhaften
Gedanken nach, der gewöhnlich „der große Plan Heinrichs" genannt wird.
Er wollte die Macht des Hauses Habsburg brechen und Europa in 15
möchlichft gleiche Staaten theilen, die einen Gerichtshof aufstellen und alle
vorkommenden Streitigkeiten, nach Urtheil und Recht, unter dem Vorsitze
Frankreichs entscheiden sollten. Schon hatte der König alle Anstalten zum
Kriege gegen Oestreich getroffen, als er (14. Mai 1610) von Franz Ra-
vaillac, einem schwärmerischen Katholiken, meuchlings ermordet wurde.
Ganz Frankreich trauerte um den geliebten Monarchen und die Rück¬
kehr der dösen Zeit, gleich nachdem er die Augen geschlossen, rechtfertigte
den allgemeinen Schmerz.
48. Deutschland: der dreißigjährige Krieg. (1618—1648).
1. deulschlanö vor öem öreihigjähugen Wiege.
1. Ferdinand I. (1556—1564) und Maximilian II. (1564—76). Rudolf II. (1576
—1612). Die protestantische Union 1-608; die katholische Ligue 1609. (Verbeffe-