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und Marke aus. Dieser Schmuck herrscht hier durchweg, während
er wenige Meilen weiter nordwärts am eigentlichen Mittelrhein
verschwindet.
Bäuerliche Wappen, wie an der Meeresküste des deutschen
Nordens, oder rätselhafte uralte Runen, wie selbst noch im nörd⸗
lichen Mitteldeutschland, sieht man hier freilich nicht. Ehet schmückt
ein verwittertes Ritterwappen ein Haus, das jetzt dem Bauern
gehört. Die Hausmarke des Pfälzers muß klar und selbstredend
sein. Darum wählt er nur allgemein verständliche Gewerbzeichen.
Der Weinbauer läßt eine Traube in den Schlußstein seines Hoftors
meißeln oder zwei gekreüzte Rebmesser oder ein Faß mit ge—
kreuzten Wingertshaken, der Metzger einen Ochsen, der Bäcker
eine Brezel.
Am allgemeinsten über die ganze Pfalz verbreitet ist die
Namensinschrift oder Chiffre des Erbauers und die Jahreszahl
auf einer Tafel über der Haustür; und selbst in den ärmsten
Dörfern des Westrich hat man dabei noch genug Artigkeit um
den Namen der Ehefrau neben jenen des Mannes zu stellen.
Der Pfälzer hält so viel auf Verewigung von Namenszug und
Bau; am Hause, daß er beides wohl auch an der Scheune
anbring, ja in die Wetterfahne einschneidet. Am Glan steht
mitunter selbst das Geburtsjahr des Erbauers am Hause zu
lesen. — Haussprüche waren vordem in der Pfalz so volkstümlich,
daß sie selbst an der Burg und am Fürstenschloß nicht fehlten.
Über das Portal des Schlosses Katharinenburg bei Birlenbach
fetzte die Pflazgräfin Katharine, Gemahlin des Pfalzgrafen
Johann Kasimir von Zweibrücken, in echt pfälzischer Weise
ihren Namenszug mit der Jahreszahl 1622 und darunter den
Hausspruch: „Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut“. Dieser
Spruch gibt den Grundton an, auf den die große Mehrzahl der
pfälzischen Haussprüche gestimmt ist.
Wilhelm Heinrich von Riehl.
151. Schwert aus der Scheide!
In der Halle des Hauses, da hängt ein Schwert,
Schwert in der Scheide.