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12. So wütete Verzweifelung
Ihr in Gehirn und Rdern.
Sie fuhr mit Gottes Vorsehung
vermessen fort zu hadern;
Zerschlug den Rusen und zerrang
Die Hand bis Sonnenuntergang,
vis auf am Himmelsbogen
Die goldnen Sterne zogen.
13. Und außen, horch! ging's
trapp trapp trapp,
Rls wie von Rosses Hufen;
Und klirrend stieg ein Reiter ab
Rn des Geländers Stufen;
Und horch! und horch! den pforten-
ring
Ganz lose, leise, klinglingling!
Dann kamen durch die Pforte
vernehmlich diese Worte:
14. „holla, holla! Tu aus, mein
Rind!
Schläfst, Liebchen, oder wachst du?
wie bist noch gegen mich gesinnt?
Und weinest oder lachst du?" —
„Rch, Wilhelm, du? .... So spät
bei Nacht?
Geweinet hab' ich und gewacht,
Rch, großes Leid erlitten!
wo kommst du hergeritten?" —
15. „wir satteln nur um Mitter¬
nacht.
weit ritt ich her von Rohmen.
Ich habe spät mich aufgemacht
Und will dich mit mir nehmen." —
„Rch, Wilhelm, erst herein ge¬
schwind!
Den Hagedorn durchsaust der wind.
herein, in meinen Rrmen,
herzliebster, zu erwärmen!" —
16. „Laß sausen durch den Hage¬
dorn,
Laß sausen, Rind, laß sausen!
Der Rappe scharrt; es klirrt der
Sporn;
Ich darf allhier nicht Hausen.
Romm, schürze, spring und schwinge
dich
Ruf meinen Rappen hinter mich!
Muß heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Rrautbett eilen." —
17. „Rch! wolltest hundert Meilen
noch
Mich heut ins Rrautbett tragen?
Und horch! es brummt die Glocke
noch,
Die elf schon angeschlagen." —
„Sieh hin, sieh her! der Mond
scheint hell
wir und die Toten reiten schnell.
Ich bringe dich, zur wette,
Noch heut ins hochzeitbette." —
18. „Zag' an, wo ist dein Räm-
merlein?
wo? wie dein hochzeitbettchen?" —
„weit, weit von hier!.... Still, kühl
und klein! ....
Sechs Bretter und zwei Brettchen!"—
„hat's Raum für mich?" — „Für
dich und mich!
Romm, schürze, spring und schwinge
dich!
Die Hochzeitgäste hoffen;
Die Rammer steht uns offen." —
19. Schön Liebchen schürzte, sprang
und schwang
Sich aus das Roß behende;
Wohl um den trauten Reiter schlang
Sie ihre Lilienhände;