Full text: [Teil 3 = Klasse 2 und 1, [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 2 und 1, [Schülerband])

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Notwendigkeit, sich auf Treu und Glauben dem Feinde zu überliefern. 
Gegen Leßlie ergießt sich der ganze Unmut seiner verwundeten Seele, und 
die Heftigkeit der Erregung entreißt ihm das letzte noch übrige Geheimnis. 
Er entdeckt diesem Offizier seinen Entschluß, Eger und Einbogen, als die 
Pässe des Königreichs, dem pfalzgrafen von Birkenfeld einzuräumen, und 
unterrichtet ihn sogleich von der nahen Ankunft des Herzogs Bernhard in 
Eger, wovon er noch in eben dieser Uacht durch einen Eilboten benach¬ 
richtigt worden. Diese Entdeckung, welche Leßlie seinen Mitverschworenen 
aufs schleunigste mitteilt, ändert ihren ersten Entschluß. Die dringende 
Gefahr erlaubt keine Schonung mehr. Eger konnte jeden Augenblick in 
feindliche Hände fallen und eine schnelle Revolution ihren Gefangenen in 
Freiheit setzen. Diesem Unglück zuvorzukommen, beschließen sie, ihn samt 
seinen vertrauten in der folgenden Nacht zu ermorden. 
Damit dies mit um so weniger Geräusch geschehen möchte, sollte die 
Tat bei einem Gastmahle vollzogen werden, welches der Oberst Buttler aus 
dem Schlosse zu Eger veranstaltete. Die andern alle erschienen; nur Wallen¬ 
stein, der viel zu bewegt war, um in fröhliche Gesellschaft zu taugen, ließ 
sich entschuldigen. Man mußte also in Ansehung seiner den Plan abändern: 
gegen die anderen aber beschloß man, der Abrede gemäß zu verfahren. Sn 
sorgloser Sicherheit erschienen die drei Obersten Sllo, Terzkp und Wilhelm 
Kinsft) und mit ihnen Rittmeister Neumann, ein Offizier von Zähigkeit, 
dessen sich Terzkp bei jedem verwickelten Geschäfte, welches Kopf erforderte, 
zu bedienen pflegte. Man hatte vor ihrer Ankunft die zuverlässigsten 
Soldaten aus der Besatzung, welche mit in das Komplott gezogen war, in 
das Schloß eingenommen, alle Ausgänge aus demselben wohl besetzt und 
in einer Kammer neben dem Speisesaal sechs Buttlerische Dragoner verborgen, 
die auf ein verabredetes Signal hervorbrechen und die Verräter nieder¬ 
stoßen sollten. 
Ohne Ahnung der Gefahr, die über ihrem Haupte schwebte, überließen 
sich die sorglosen Gäste den Vergnügungen der Mahlzeit, und Wallensteins, 
nicht mehr des kaiserlichen Dieners, sondern des souveränen Fürsten Gesund¬ 
heit wurde aus vollen Bechern getrunken. Der Wein öffnete ihnen die 
herzen, und Illo entdeckte mit vielem Übermut, daß in drei Tagen eine 
Armee dastehen werde, dergleichen Wallenstein niemals angeführt habe. Ja, 
fiel Reumann ein, und dann hoffe er seine Hände in der Österreicher Blut 
zu waschen. Unter diesen Reden wird das Nachessen aufgetragen, und nun 
gibt Leßlie das verabredete Zeichen, die Aufzugbrücke zu sperren, und nimmt 
selbst alle Torschlüssel zu sich. Auf einmal füllt sich der Zpeisesaal mit 
bewaffneten an, die sich mit dem unerwarteten Gruße: „Vivat Ferdinandus!" 
hinter die Stühle der bezeichneten Gäste pflanzen. Bestürzt und mit einer 
üblen Ahnung springen alle vier zugleich von der Tafel auf. Kinskp und 
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