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Terzkp werden sogleich erstochen, ehe sie sich zur Wehr setzen können; Neumann
allein findet Gelegenheit, während der Verwirrung in den hos zu entwischen,
wo er aber von den Wachen erkannt und sogleich niedergemacht wird. Nur
Illo hatte Gegenwart des Geistes genug sich zu verteidigen. Er stellte sich
an ein Fenster, von wo er dem Gordon seine Verräterei unter den bittersten
Schmähungen vorwarf und ihn aufforderte, sich ehrlich und ritterlich mit
ihm zu schlagen. Erst nach der tapfersten Gegenwehr, nachdem er zwei
seiner Feinde tot dahingestreckt, sank er, überwältigt von der Zahl und von
zehn Stichen durchbohrt, zu Boden. Gleich nach vollbrachter Tat eilte
Leßlie nach der Stadt, um einem Ruflauf zuvorzukommen. Rls die Schild¬
wachen am Schloßtor ihn außer Rtem daherrennen sahen, feuerten sie in
dem Wahne, daß er mit zu den Rebellen gehöre, ihre Flinten auf ihn ab,
doch ohne ihn zu treffen. Rber diese Schüsse brachten die Wachen in der
Stadt in Bewegung, und Leßlies schnelle Gegenwart war nötig, sie zu
beruhigen. Er entdeckte ihnen nunmehr umständlich den ganzen Zusammen¬
hang der Friedländischen Verschwörung und die Maßregeln, die dagegen
bereits getroffen worden, das Schicksal der vier Rebellen, sowie dasjenige,
das den Rnführer selbst erwartete. Rls er sie bereitwillig fand, seinem vor¬
haben beizutreten, nahm er ihnen aufs neue einen Eid ab, dem Raifer getreu
zu fein und für die gute Sache zu leben und zu sterben. Nun wurden
hundert Buttlerische Dragoner von der Burg aus in die Stadt eingelassen,
die alle Straßen durchreiten mußten, um die Rnhänger des Herzogs im
Zaum zu halten und jedem Tumult vorzubeugen. Zugleich besetzte man alle
Tore der Stadt Eger und jeden Zugang zum Friedländischen Schlosse, das
an den Markt stieß, mit einer zahlreichen und zuverlässigen Mannschaft,
daß der Herzog weder entkommen, noch Hilfe von außen erhalten konnte.
Bevor man aber zur Rusführung schritt, wurde von den verschworenen
auf der Burg noch eine lange Beratung gehalten, ob man ihn wirklich er¬
morden oder sich nicht lieber begnügen sollte, ihn gefangen zu nehmen.
Bespritzt mit Blut und gleichsam auf den Leichen seiner erschlagenen Genossen,
schauderten diese wilden Seelen zurück vor der Greueltat, ein so merkwürdiges
Leben zu enden. Sie sahen ihn, den Führer in der Schlacht, in seinen
glücklichen Tagen, umgeben von seiner siegenden Rrmee, im vollen Glanz
seiner Herrschergröße; und noch einmal ergriff die langgewohnte Furcht ihre
zagenden Herzen. Doch bald erdrückt die Vorstellung der dringenden Gefahr
diese flüchtige Regung. Man erinnert sich der Drohungen, welche Neumann
und 3Ilo bei der Tafel ausgestoßen; man sieht die Sachsen und Schweden
schon in der Nähe von Eger mit einer furchtbaren Rrmee und keine Rettung
als in dem schleunigen Untergange des Verräters. Es bleibt also bei dem
ersten Entschluß, und der schon bereit gehaltene Mörder, Hauptmann
Deveroux, ein Irländer, erhält den blutigen Befehl.