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Hermann Lingg (1820—1905).
t. Fürbitte.
Gedenke, daß du Schuldner bist
Der Rrmen, die nichts haben,
Und deren Recht gleich deinem ist
Rn allen Lrdengaben!
Wenn jemals noch zu dir des Lebens
Gesegnet goldne Ströme gehn,
Laß nicht auf deinen Tisch vergebens
Den hungrigen durchs Fenster sehn,-
verscheuche nicht die wilde Taube;
io Laß hinter dir noch Uhren stehn
Und nimm dem Weinstock nicht die letzte Traube!
2. Die grotzen Stämme.
1. Mongole, deine Herden sollst du grasen
Im Norden, wo der Steppe Nebel grauen;
Zu Nosse sollst du sein und Zelte bauen
Und oft wie Sturm durch alle Völker blasen!
2. Zum höchsten Leben gab ich euch, Raukasen,
Lin buchtenreiches Meer und weite Gauen;
Mit Runst und Mut und kühnem Selbstvertrauen
Trotzt ihr der Sturmesflamme wildem Rasen.
3. Vir, Rotchaut, geb' ich Urwald und Savanne;
Such' deine Pfade längs den großen Flüssen,
Durchschwimm' die Seen und deinen Bogen spanne!
4. Den Sand wirst du mit heißer Sohle küssen,
© Schwarzer, kniend vor dem weißen Manne,
Doch einst wird auch dein Elend enden müssen.
Ferdinand Freiligrath (1810—1876).
1. © lieb', solang du lieben kannst.
1. © lieb', solang du lieben kannst!
© lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
2. Und sorge, daß dein herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
Solang ihm noch ein ander herz
In Liebe warm entgegenschlägt!