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fies) wenig um das Wohl der Mark; er betrachtete sie nur als Geldquelle
und sog sie in der schamlosesten Weise aus. Seine Statthalter waren ohn¬
mächtig. Da der Fürst nicht im Lande wohnte, machten sich die Ritter, die
nach Reichsfreiheit strebten, zu Herren des Landes. An ihrer Spitze standen
die Brüder Dietrich und Johann von Quitzow, die 24 Burgen im Havel-
lande besaßen. Im Bunde mit den Herren von Rochow, Bredow, Pntlitz
und anderen Adligen übten die Quitzow eine Schreckensherrschaft in der Mark
aus. Am meisten hatte der arme Bauersmann zu leiden. Die Dörfer wurden
ausgeplündert und angezündet, die Bewohner gemißhandelt oder gar getötet.
Dem Kaufmann ging es nicht besser. Die Raubritter überfielen die vorbei¬
kommenden Handelszüge, hieben die Bedeckung nieder, warfen die reichen
Kaufleute in ihre Burgverließe und gaben sie nur gegen hohes Lösegeld frei.
Nicht einmal die Mauern der Städte boten genügenden Schutz gegen die
Raubritter. Viele Städte schlossen darum mit den Rittern Verträge; sie
zahlten einen jährlichen Tribut an die Ritter, und dafür verpflichteten sich
diese, das Eigentum der Städte zu schonen. So herrschten Raubritter und
Fehdewesen in der Mark; Gewalt ging vor Recht. Da starb zum Glück der
Markgraf Jobst 1411, und nun hofften die gequälten Märker auf bessere
Zeiten; denn jetzt wurde der Kaiser Sigismund ihr Landesfürst. Er kani
zwar nicht selbst, um Ordnung zu schaffen, aber er sandte ihnen den Statt¬
halter Friedrich von Zollern.
V. Die Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern
von 1415—1640,
Friedrich I. 1415 — 1440. Herkunft und Heimat der Hohenzollern.
Die Hohenzollern sind die Nachkommen der Grafen von Zollern, deren
Stammburg auf dem Zollernberge in Schwaben stand. Die alte Burg ist
längst verfallen; aber König Friedrich Wilhelm IV. ließ an ihrer Stelle ein
prächtiges Schloß bauen. Die Grafen von Zollern, die sich später Hohen¬
zollern nannten, waren immer treue Anhänger der deutschen Kaiser. Gegen
Ende des 12. Jahrhunderts erwarb Graf Friedrich I. durch Heirat Be¬
sitzungen in Österreich und Franken und erhielt nach dem Tode seines Schwie¬
gervaters von Kaiser Heinrich VI. das Amt eines Burggrafen von Nürn¬
berg. Der Burggraf hatte neben der Bnrghut das Obergericht über die
Stadt auszuüben. Allmählich wußte sich die Stadt Nürnberg ganz unab¬
hängig zu machen; sie wurde eine freie Reichsstadt, so daß im 15. Jahr¬
hundert dem Burggrafen von Nürnberg nichts weiter verblieb als der Titel.
Die heute noch erhaltene Burg von Nürnberg war eine kaiserliche Pfalz;
das Schloß der Burggrafen, das dicht neben dieser lag, wurde an die Stadl
Nürnberg verkauft und von den Bürgern gänzlich niedergerissen. Die Söhne
Friedrichs I. teilten 1227 ihre Besitzungen so, daß Konrad die Burggraf-
schaft Nürnberg und die Güter in Österreich und Franken, Friedrich II. die
Grafschaft Zollern in Schwaben erhielt. Von Konrad stammen die preußi¬
schen Könige, von Friedrich die Fürsten Hohenzollern-Hechingen (1869 aus-