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56. Des Todes Ingesinde, nun lag es Leib an Leib;
3u Ztücken lag zerhauen auch das edle Weib.
Der Vogt von Bern samt Ltzeln hub lautes Weinen an;
Sie klagten um alle Freunde, sie klagten um manchen treuen Mann.
5?. Was ehrenreich gewesen, dort lag es alles tot.
Die Leute stunden alle in Jammer und in Not.
Mit Leide war beendet des Königs Festgelag,
Wie stets die Lust mit Leide aus dieser Erde enden mag.
58. Ich kann euch nicht bescheiden, was weiter dort geschah,
Nur daß man Christen und Heiden alle weinen sah.
Lassen wir nun liegen, was da kalt und tot.
hier hat die Mär ein Ende. Das ist der Nibelungen Not.
Nach Gustav Legerlotz.
ñus „Gudrun".
wie sütz Morand sang.
1. Es war an einem Rbend; da ward des Glückes Gunst
Den Fremden reich zuteile. Das schuf des Helden Kunst:
Jung horand sang so herrlich, daß mit Wohlgefallen
Rile Hörer lauschten. Die vöglein ließen selbst ihr fröhlich Schallen.
2. Das Wild tief im Walde ließ feine Weide stehn;
Der Käfer in dem Grase mochte nimmer gehn;
Die Fische, die so gerne durch die Fluten schießen,
Regten keine Flosse. — Er sollte seiner Kunst gar reich genießen.
z. Den Länger ließ entbieten das schöne Mägdelein,
Doch heimlich vor dem Vater, ganz heimlich sollt' es sein.
Ruch ihrer Mutter sollte man hehlen diese Märe,
Daß des Langes Meister zu Rbend in ihrer Kemenate wäre.
4. Zie hieß ihn niedersitzen. Die edle Magd begann:
„Der Lang, den ich vernommen, aufs neue stimmt ihn an!
Lein trag' ich tief verlangen. Eures Mundes Töne
Lind aller Kurzweil Krone, ein Kleinod von der allerreichsten Schöne."
5. „Dürst' ich, holde Jungfrau, ohne Furcht und Scheu,
Daß Euer Vater, der König, das Haupt mir nimmt, aufs neu
Ein Lied vor Euch erheben, ich würde froh mich eilen.
Ich dient' Euch gerne, säh' ich Euch näher meines Herren Lande
weilen."
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