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Ach und Weh den beiden,
Daß sie nun so sich scheiden!
Indem der Gast auf diesen Rat
Sich rasch erhob und vor ihn trat,
Lot ihm der Burgherr gute Nacht,
von Hittcrn ward er hingebracht,
Wo ihm in einem prächt'gen Zimmer
Zein Bette stand in Glanz und
Schimmer.
Schwer muß mir meine Armut
werden,
Da solch ein Reichtum blüht aus
Erden.
Goldseide hüllt' das Lager ein,
Die glühte wie von Feuerschein.
Da sonst kein Bette war zu sehn,
Bat er die Herrn, zur Ruh zu gehn.
Zein Antlitz an der heitren Stätte
Strahlt' mit den Nerzen um die Wette.
Wann sah man einen lichtern Tag?
vor seinem Bett ein Polster lag;
Er saß, und Iungherrn holde, kleine
Entschuhten seine blanken Beine
Und zogen mit geschwinder Hand
von seinem Leibe das Gewand. ..
Doch parzival lag nicht allein;
Sein Zchlafgeselle war die Pein
voll harter Mühsal, Drang und
Streit.
?lm Schlafe sandte kommend Leid
Seine Boten ihm voraus. ..
So überhäuft' ihn Ungemach,
Bis er vor Angst und Kümmernissen
Entsetzt emporsuhr aus den Kissen;
Ihm schwitzten Adern und Gebein.
Durchs Fenster brach der Tag
herein. . .
Sieh, aus dem Teppich nahebei
Sein Harnisch und der Schwerter
zwei,
Eins, das vom Burgherrn er be¬
kommen,
Und seins, das Ithern er genommen.
Ach, dacht' er, wie ist das gemeint?
Ich soll mich wappnen, wie mir
scheint.
wie meine Nacht voll schwerer Pein,
Soll auch mein Tag voll Mühsal
sein.
Dräut meinem Wirte Kriegesnot,
So leist' ich gerne sein Gebot,
Und treulich kämpf' ich auch für sie,
Die mir voll Huld den Mantel lieh.
G dürft ich meinen Dienst ihr weihn,
Doch nicht um Minne, wahrlich nein!
Mein Weib, die Königin, ist doch
So schön wie sie und schöner noch. —
Da es nicht anders konnte sein,
So wappnet' er sich ganz allein
von Kopf zu Fuß und schnallt' zum
Streite
Die beiden Schwerter an die Seite.
Sein Roß er an der Treppe fand,
Wo's unten angebunden stand;
Daneben lehnte Speer und Schild.
Zu reiten war er nicht gewillt,
Da er noch durch die Zimmer lief
Und suchend nach den Leuten rief.
Niemand zu hören noch zu sehn!
Er läuft zum hos, umherzuspähn,
Wo er am Abend abgestiegen.
Er sieht das Gras zertreten liegen,
Den Tau von Füßen abgestreift.
Indem ihn Heller Zorn ergreift,
Kehrt er zu seinem Roß im Laus
Und springt mit lautem Schelten aus.
Die Pforte sieht er weit erschlossen;
Dadurch geht breite Spur von Nossen.
Was frommts, daß er noch weile?
Er spornt sein Noß zur Eile,