entreißen, von dem ihre Größe ausgegangen war. Er führte aus, was
kein Mensch für möglich hielt: er baute einen gewaltigen Lteindamm in
das Meer hinaus, wodurch er die Einfahrt beherrschte. Die Karthager
suchten seine Absicht dadurch zu vereiteln, daß sie durch unablässige nächt¬
liche Arbeit, bei der auch Weiber und Kinder verwandt wurden, dem
Hafen eine andere Mündung nach dem Meere hinaus verschafften. Da¬
durch gelang es ihnen, auf die vor Rnker liegende römische Flotte noch
einmal einen Angriff zu unternehmen, der dieser zwar sehr beschwerlich
fiel, schließlich aber doch nichts Wesentliches ausrichtete.
Huf der Rückfahrt hatten sie das Unglück, sich bei der neuen Mündung
so zu verwirren, daß diese ebenfalls verstopft wurde,' sie waren genötigt,
sich unter den Lchutz eines befestigten Hafendammes zurückzuziehen. Diesen
zu erobern war nun die Hauptaufgabe des Konsuls. Die Karthager über¬
trafen sich selbst in der Hartnäckigkeit der Verteidigung; sie versuchten, die
Belagerungswerkzeuge der Römer schwimmend zu erreichen. Diese sahen
sich von nackten Feinden angegriffen, die sich nichts daraus machten, wenn
ihnen die Zpitzen der Lanzen oder Pfeile in Brust oder Gliedern stecken
blieben. Die Römer erschraken bei dem Rnblick, sie waren aber und
blieben die Ztärkeren, es gelang, die zur Verteidigung des Dammes er¬
richteten Bollwerke in Brand zu stecken. Endlich bemächtigten sie sich
des Dammes selbst. Es war der vornehmste Erfolg des Scipio stmilianus,
durch den im Grunde alles entschieden wurde.
Im Frühjahr 146 war es so weit gekommen, daß hasdrubal den
Hafen nicht mehr verteidigen konnte und die Gebäude der Hafenstadt
selbst in Brand steckte.
hierauf aber konnte auch die Stabt keinen weiteren Widerstand
leisten. Die drei großen Ltraßen, welche den Hafen mit der Burg ver¬
banden, fielen in die Hände der Römer. Haus für Haus, Ztockwerk für
Ltockwerk mußte genommen werden. Mitten in dem Getümmel des Todes
und der Verwüstung sah man Scipio, von seinen Tribunen umgeben, in
der gewohnten Ruhe seine Befehle erteilen. Er verbürgte den Feinden,
die sich ihm überlieferten, ihr Leben, hasdrubal flüchtete mit seinem
Weib und seinen zwei kleinen Knaben sowie mit den Überläufern in den
Tempel des Üskulap. Die Römer stürmten mit der verdoppelten Heftigkeit
an, die der nahe Lieg erweckt. Endlich ergriff hasdrubal, der Urheber
und Führer des Krieges, den Friedenszweig und entfloh zu Lcipio. Die
Überläufer verfluchten ihn und zündeten das Heiligtum an, da sie wohl
wußten, daß sie keine Gnade erlangen würden,' aber auch die Gemahlin
hasdrubals, welche Gnade gesunden hätte, verschmähte sie und stürzte sich
selbst mit ihren Kindern in die Flammen.
Unwillkürlich wird man an die Eroberung des phönizischen Tprus