Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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Von den Trümmern der versunkenen Stadt, die der Volksglaube 
auch im Meeresschoße noch in alter Herrlichkeit träumt, singt Wil¬ 
helm Müller folgende Verse: 
Aus des Meeres tiefem, tiefem Grunde 
Klingen Abendglocken dumpf und matt, 
Uns zu geben wunderbare Kunde 
Von der schönen, alten Wunderstadt. 
In der Fluten Schoß hinabgesunken, 
Blieben unten ihre Trümmer stehn. 
Ihre Zinnen lasten goldne Funken 
Wiederscheinend auf dem Spiegel sehn. 
Und der Schiffer, der den Zauberschimmer 
Einmal sah im hellen Abendrot, 
Nach derselben Stelle schifft er immer. 
Ob auch ringsumher die Klippe droht. 
VII. 03pfrfiirfitCirsics. 
76. Die Religion der alten Ägypter. 
«Karl von Roth.) 
In Ägypten herrschte die Vielgötterei. Die befruchtende Kraft, 
welche von der Sonne ausgeht und alljährlich im Schoße der Erde 
die Keime der Pflanzen belebt und Blüten und Früchte hervorbringt, 
verehrten die Ägypter unter dem Namen des Osiris und stellten sich 
diese Kraft vor als einen männlichen Gott: die Erde, welche als eine 
gütige Mutter allenthalben, besonders aber in dem fruchtbaren Nil- 
thale, reichliche Nahrung für Menschen und Vieh spendet, hielten sie 
für die Gattin des Sonnengottes und beteten sie unter dem Namen 
Isis an. Aber wie sie die wohlthätigen Kräfte der Natur als gütige 
lind fegenverleihende Götter betrachteten, so glaubten sie auch in schäd¬ 
lichen, das Land austrocknenden Winden, z. B. in dem Winde, der 
aus der benachbarten Sandwüste herwehte, in Sonnen- und Mond- 
finsternissen, in der dunkleren Zeit des unfruchtbaren Winters, über¬ 
haupt in allem, was den Wirkungen des Osiris und der Isis feindlich 
gegenüberstand, die Kraft einer gegen die Menschen und ihre Be¬ 
schützer feindselig gesinnten Gottheit zu erkennen, welche sie sich als
	        
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