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Kleopatra es merkte, bot sie gleich Alles auf ihn ganz
zu umstricken, stellte sich krank, zeigte sich immer mit
verweinten Augen, uno ihre Kammerfrauen mußten ihn
versichern, daß sie gewiß sterben werde, wenn er seine
Liebe von ihr wende, und zur Qktavia zurückkehre, die
ja doch nur durch einen Handelsvertrag gleichsam an ihn
vermählt sei. Und thre edlen Anerbietungen seien nur
Heuchelei, wodurch sie ihn von seiner treuen Kleopatra
trennen wolle. — So ward ihm selbst Argwohn gegen
das edelste Wub eingeflößt; er vergaß ihrer nach und
«ach ganz, und jede gute Regung seines Herzens ward
in dem unaufhörlichen Taumel von Vergnügungen erstickt,
in welchem ihn die ägyptische Königin zu erhalten wu߬
te. Endlich vertheilte er ferne Länder, die er durch den
Vergleich mit Okravian erhalten hatte, den Söhnen der
Kleopatra, uno reizte dadurch den Unwillen de6 römi¬
schen Volkes aufs äußerste, daß er Ausländern Gebiet
verschenkte, das durch römisches Blut erobert war. So
wie Okravian den Unwillen des Volkes erkannte, den er
selbst wohl heimlich genährt hatte, klagte er den Anto¬
nius öffentlich an; dieser ward für einen Feind des Va¬
terlandes erklärt, und der Kleopatra als seiner Verfüh¬
rerin ward der Krieg angekündiget. Mit Freuden gab
sie zu dem Kriege Geld und Schiffe her, ging dem An¬
tonius nicht-von der Seite, und brachte ihn dahin, daß
er seine edle Gemalin in Rom aus seinemHausewerfen ließ.
Okravia ging mit Thränen ; ihre Kiüder nahm sie alle mir,
und als Antonius und Kleopatra gestorben waren, nahm
sie auch deren Kinder zu sich, erzog sie tugendhaft,
und alle wurden in der Folge berühmte und achrungSwer-
rhe Männer und Frauen. Denn der Geist einer edlen
Mutter ruht segensreich aufKindern und KiudeSkinVern. a)
Anto-
a) W nn man die Geschichte aller Männer genau wüßte,
die sich durch Rechljchaffenyew und Tugend auegezelch,
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