Object: Preußischer Kinderfreund

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Grenze nach Westen bildet der Heidelberg, ein schöner schattiger Hain mit 
einer Kunststraße bis Helsungen. Im Norden der Stadt, eine halbe Stunde 
von ihr entfernt, liegt der Re gen st ein (Reihenstein), vormals eine preu¬ 
ßische Festung (s. t>.\ — Von hier gehen wir über den Ziegenkopf und 
Hüttenrode, vorbei an der wunderschön im tiefen, stillen Grunde an der 
vorbeirauschenden Bode gelegenen Marmormühle, wo der oberhalb 
im Berge gebrochene Marmor geschliffen wird, nach Rübeland. Hier ist 
ein großes Hüttenwerk mit zwei Hochöfen, die jährlich 25,000 Centner Eisen 
liefern, und nahe dabei die zwei berühmten Höhlen, rechts von der Bode 
die Biels-, links die Baumannshöhle, merkwürdig durch ihre vielen 
auf- und abwärts, in die Länge und Quere gehenden Gänge, deren Ende 
noch kein Mensch erforscht hat, und durch ihre mannigfachen, wundersamen 
Tropfsteinbildungen, welche mit dem aufgelösten Kalk das durchgesickerte 
Wasser erzeugt. Die erstere soll ihren Namen von einem Götzen Biel, 
den die Heiden hier verehrt, erhielten haben, die letztere von einem Berg¬ 
mann, Namens Baumann, der, Erze suchend, diese Höhle entdeckte, sich 
aber beim weitern Vordringen verirrte und erst nach zweitägiger Todes¬ 
angst in der grausigen, dunkeln Tiefe den Weg zum Sonnenlicht wieder¬ 
fand, den Seinigen, was er gesehen und gelitten, erzählte, und starb. Am 
Ausgang des Dorfes sehen wir Trümmer einer Burg, Birkenfeld, auf 
der rechten Seite der Bode, da sollen in alten Zeiten Räuber gehaust und 
davon der Ort den Namen erhalten haben Rübeland, d. h. Räuber¬ 
land. — Indem wir nun dieses Dorf verlassen und uns weiter nach Westen 
wenden, kommen wir aus dem Braunschweigischen, das wir mit 
Wienrode betraten, in das Gebiet von Hannover. Wir folgen aber nicht 
der Chaussee, die nach Elbingerode führt, sondern wir bleiben im Thale 
der Bode, und kommen an mehreren Hüttenwerken vorbei, an Rothe Hütte 
und Lüdershof, Neuhütte, Basthütte und Elend und an den merkwürdigen 
Felsen, den Schnarchern zur Linken (die magnetische Kraft haben), und den 
Feuersteinen zur Rechten, und den Trümmern einer alten (Räuber-) Burg, 
der Elendsburg, nach dem Dorf, das auch ein Hüttenwerk, und das 
schönste am ganzen Harze ist, Schierke. Es ist dies ein gar lieblicher 
Weg, von anmuthig wechselnden Bildern. Von Schierke befinden wir uns 
nun wieder in unserm Regierungsbezirk Magdeburg. Wir sind aber jetzt 
schon auf ziemlicher Höhe; denn Elbingerode liegt 1406 Fuß über dem 
Meeresspiegel, Elend 1396, Schierke 1830 Fuß. Letzteres liegt aber am 
Fuß des Brockens, und den wollen wir nun ersteigen. Es führt von hier 
aus ein gebahnter Weg auf die Spitze des Berges. Je höher wir steigen, 
desto dünner wird die Luft, desto kälter und stürmischer. Den Kundigen 
erfreut unterwegs vornehmlich, den Wechsel des Gesteins zu beobachten, 
unten am Fuß des Gebirges Flötzgebirg, dann das sogenannte Ueber- 
gangsgebirge (Grauwacke, Thonschiefer, Kalkstein u. a.) und weiter 
oben, ungefähr von 1700 Fuß an bis zur Spitze Granit. Auch die 
Blumen und Gräser und Bäume, versteht sich, unterliegen diesem Wechsel, 
und je höher, desto geringer ist die Vegetation; zwar wachsen noch in einer 
Höhe von _ mehreren tausend Fuß manche seltene Pflanzen in großer Fülle, 
aber die einzeln stehenden Fichten sind wie Zwerge gegen die in der Tiefe 
wachsenden, und ganz oben findet sich nur noch Moos und Gesträuch und 
Haidekraut. Auf der höchsten Spitze steht ein Gasthaus und ein hölzerner
	        
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