Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

Felsen. Baruch aber sprach: „Wird der Engel des Herrn denn ein 
Wunder thun und mitten in der Wüste den Felsen offnen, daß er 
uns vom Verderben errette?" Also sprach Baruch und eilte hinzu, 
und siehe, an dem Fuße des Felsen in der Tiefe quoll ein Börnlein 
mit klarem Wasser und es strömte kühl und reichlich, und seine Ge¬ 
stalt war lieblich anzusehen. Da fiel Baruch von neuem auf sein 
Antlitz und weinte und rief: „Ach, Herr Gott, nun erkenne ich in 
Wahrheit, daß du barmherzig bist und von großer Güte. und daß 
du Wunder thuest, obwohl ich deiner Barmherzigkeit nicht wert bin!" 
— Baruch aber trank nicht aus dem Börnlein, sondern nahm eilends 
eine Schale und füllte sie und lief hinüber zu seinem Diener Malchi 
und wusch ihm die Schläfe und netzte seine Lippen. Da schlug Malchi 
die Augen auf und sah seinen Herrn an. Baruch aber fiel ihm um 
den Hals und weinte vor Freuden und rief: „O Malchi, du Freund 
meines Herzens, nicht mehr mein Diener! Ach, daß ich dich gefunden 
habe! Siehe, der Engel des Herrn hat uns ein Börnlein gezeigt! 
Darum trink und erquicke deine Seele, auf daß du lebest und ich 
mich lebe!" Und nachdem Malchi getrunken hatte, ward seine Seele 
erquickt, und Baruch führte ihn zu dem Börnlein; und sie nahmen 
Speise von.den Kamelen, die sie mitgebracht hatten, und setzten sich 
in die Kühlung des Börnleins und aßen und tranken und wurden 
satt. Also tränkten sie auch ihr Tier und ruhten aus von ihren 
Beschwerden, und ihre Seelen wurden erquickt und guten Mutes. 
Und sie blieben daselbst die Nacht bis an den andern Tag. Als nun 
die Sonne aufging, sprach Malchi zu Baruch, seinem Herrn: „Siehe, 
die Sonne ist aufgegangen! Willst du, so fülle ich die Schläuche, und 
wir ziehen vorwärts zu dem Propheten im Lande Mizraim gegen 
Abend. Wir mögen nicht ferne mehr sein." Da lächelte Baruch 
seinem treuen Diener Malchi zu und faßte seine Hand und sprach: 
„Mein Bruder Malchi, nicht also! Siehe, der Herr hat mir die 
Weisheit gegeben, die ich gesucht habe. Wozu bedürfte es des Pro¬ 
pheten in Mizraim? Wohlan, wir wollen gegen Morgen ziehen des 
Weges, den wir gekommen sind." — Daraus füllten sie die Schläuche 
mit frischem Wasser und tränkten das Kamel und tranken selber und 
fegneten den Quell, der sie vom Verderben gerettet hatte, und zogen 
fröhlich ihre Straße. 
Und als sie in der Heimat anlangten zu Damaskus, saß Thirza, 
das Weib Baruchs, vor den Thoren des Hauses samt ihren sieben
	        
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