Full text: Für die Mittelklassen (Band 2, [Schülerband])

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Taygetosgebirges in einen Abgrnnd werfen liehen. Die übrigen 
blieben bis zum siebten Lebensjahre der hänslichen Pflege überlassen, 
muhten aber in strenger Zucht erzogen werden. Im siebten Jahre 
wurde jeder Knabe dem Staate übergeben und fern vom elterlichen 
Hause gemeinschaftlich mit andern erzogen. In einzelne Gruppen 
verteilt, wuchsen die Knaben unter der Leitung besonderer Aufseher 
und Lehrer heran. Sie wurden zur Ausbildung des Körpers nnb 
feiner Kraft, zur Gewandtheit im Gebrauch der Waffen, zu Gehorsam, 
Tapferkeit, Ehrliebe, Enthaltsamkeit, Ausdauer und Schlauheit an¬ 
geleitet: denn dies, kriegerische Tüchtigkeit, war das Hauptziel der 
spartanischen Jugenderziehung. 
Die Entwicklung der Geisteskräfte hatte, wie die ganze Erzie¬ 
hung, nur die Tüchtigkeit des Kriegers und des Staatsbürgers zum 
Zweck, keineswegs aber die höhere Bildung und eine rein menschliche 
Veredelung. Daher wurde das Denkvermögen nur für die praktische 
Teile des Lebens entwickelt und namentlich an Bestimmtheit und 
Schnelligkeit der Auffassung und des Ausdrucks gewöhnt, und das 
spartanische Volk erwarb sich diese Vorzüge in einem so hohen Grade, 
bah das Wort lakonisch zur Bezeichnung eines treffenden und 
kurzen Ausdrnckes sprichwörtlich geworden ist. Der Gesang, der bei 
allen griechischen Völkerschaften zugleich mit Elementarunterricht und 
mit der Gymnastik einen der Hauptzweige der Erziehung bildete, 
wurde auch in der spartanischen Jugend entwickelt und gepflegt, trug 
aber gleichfalls vorzugsweise den kriegerischen Charakter und diente 
dem kriegerischen Zweck. Gehorsam, sowohl der jüngeren Knaben 
gegen die älteren, als auch aller jüngeren Leute gegen Erwachsene, 
war ein Hauptgebot. Der Knabe und Jüngling muhte jedem Manne 
Vede stehen und Ehrfurcht erweisen. Durch strengen Gehorsam machte 
er sich stufenweise zum Befehlen reif und geschickt. 
Die für die körperliche Entwicklung gegebenen Vorschriften be¬ 
zweckten Stärkung, Abhärtung und Gewandtheit. Der Knabe muhte 
auf Schilf schlafen, Hnnger und Durst, Frost und Hitze ertragen ler¬ 
nen und sich daran gewöhnen, Körperschmerzen mit Gleichmut zu er¬ 
dulden. An einem bestimmten Tage des Jahres, dem Fest der 
Artemis, wurden die Jünglinge bis auf das Blut gegeihelt, und es 
war ein groher Schimpf für sie, wenn sie dabei auch nur eine Miene 
verzogen. 
Die Erziehung der Mädchen war von demselben Geiste geleitet 
wie die der Knaben. Dah auch sie den Eltern entzogen wurden,
	        
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