Full text: Für die Mittelklassen (Band 2, [Schülerband])

253 
nìch Wilhelm I. die Wehrpflicht und die Schulpflicht hinzu; er stellte 
also die Dreizahl jener allgemeinen Bürgerpflichten fest, welche Preu¬ 
ßens Volk zur lebendigen Vaterlandsliebe erzogen haben. 
So rollt sich in Friedrich Wilhelms Laufbahn ein königliches 
wirken vor uns auf, welches man unter dem Denkspruch „Die Welt 
ist der Wille" zu begreifen hat. Es ist ein königliches Wirken, welches 
die sittlichen Kräfte, die auch in Deutschlands herabgewürdigtfter Zeit 
w den geheimen Grundliefen des deutschen Volkslebens schlummer¬ 
en, in ein für das gesamte deutsche Vaterland vorbildliches Handeln 
umgesetzt hat. 
87. Der Sieg bei Leuthen. 
Muf Grund der Darstellung im Werke des Großen Generalstabes: Dìe Kriege Friedrichs des 
Großen 6. Band.) 
Wenn man den Blick auf die blutigen Schlachten im rufsifch- 
sapanischen Kriege lenkt, wo die Heere sich auf beiden Seiten nach 
Hundertlausenden beziffern, so erscheinen die Schlachten aus dem 
Ende des 18. Jahrhunderts wie Gebilde der Kleinmalerei, und auch 
die Schlachten Friedrichs des Grotzen im Siebenjährigen Kriege find 
davon nicht ausgenommen. Haben sich aber mit dem Anwachsen der 
Heere und der technischen Vervollkommnuilg der Feuerwaffen die 
Formen des Krieges auch geändert, so sind die Hauptgrundsätze doch 
Uoch fast dieselben wie zur Zeit des grotzen Königs. Die Geschichte 
seiner grotzen Kriege ist jedenfalls eine hervorragende Lehrmeisterin. 
^ Unter allen Heldentaten Friedrichs war die Schlacht bei Leuthen 
die schönste; darum wollte auch der gewaltige Schlachtenlenker Napo¬ 
leon viele seiner Siege darum geben, wenn er den bei Leuthen ge¬ 
wonnen hätte. Der Marsch von Thüringen nach Schlesien, die Ver¬ 
enigung mit der schlesischen Armee unter Ziethen, dann der grotze 
Sieg bei Leuthen, der vollständigste König Friedrichs und einer der 
herrlichsten aller Zeiten, die kräftige Verfolgung der Österreicher bis 
über die böhmische Grenze sowie die schnelle Wiedereroberung Bres¬ 
laus waren Taten, die das Kriegsglück Preutzens in wenigen Wochen 
wiederherstellten und die Unglücksschläge von Kolin bis Breslau mehr 
als ausglichen. Diese Taten bewiesen wiederum klar die überlegene 
Feldherrngrötze des Königs, der mit 35000 Preutzen die Österreicher 
Mit 90000 Mann angriff. Sie machten ben Zeitgenossen einen so 
Uesen Eindruck, datz Freund unb Feind fortan von Friedrichs Unüber¬ 
windlichkeil überzeugt waren. 
Es war am 3. Dezember, als der grotze König in Parchwitz
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.