335
Williams. „Warum nicht, gnädiger Herr? Reich bin ich eben
nicht, aber doch fehlt's an keinem Guten, — und weil Ew. Gnaden
eben bei uns einsprechen, — mein Pachtkontrakt geht auf Michaelis
Zu Ende. Wenn es Ihnen gelegen wäre, den Kontrakt auf dreißig
>Mhre zu erneuern, — desto besser, ich und mein Vater haben uns
^nge auf der Stelle ernährt, und ich hoffe, sie ist nicht schlimmer
geworden. — Wenn Sie mit mir zufrieden sind, gut! Ich bin mit
Meiner Herrschaft zufrieden."
Lord W. „Gebt her, mein ehrlicher Williams, Euern Kontrakt
und Feder und Tinte! Ich will ihn auf der Stelle erneuern."
Williams. „Robert! — Gott, gnädiger Herr, — Feder und
-Mute ist nicht im Hause. — Laufe, Robert, und hole des Schullehrers
Schreibzeug! — Ich kann weder lesen noch schreiben, gnädiger Herr!
Mein Vater war ärmer als ich und konnte das nicht an uns wenden,
kniete Kinder schreiben zur Notdurft, aber nur in der Schule."
Lord W. „Nicht lesen? Das ist schade! Denn ein so vernünf-
^ger Landmann sollte doch unsere Schriften vom Ackerbau lesen."
Williams. „Ei ja, gnädiger Herr, — und das Pflügen darüber
^ersäumen. Ich denke nach meinem geringen Verstände, daß man die
Feldarbeit ohne Bücher lernen kann, weil mancherlei Handgriffe dazu
gehören."
Lord W. „Aber sagt mir, Williams, Ihr seid, wie es heißt,
^Mmer zufrieden. Wo habt Ihr die Kunst, vergnügt zu sein, gelernt?"
Williams. „Sie scherzen wohl, gnädiger Herr! — Bei der Ar-
i^it ist keine -Zeit zu Grillen übrig; denn wer Honig essen will, muß
^uch Honig machen helfen. Das habe ich dort von meinen Bienen
gelernt. Wenn ich erst meine Mahlzeit verdient habe, so schmeckt sie
Mir noch einmal so gut." — (Hier kam ein Hund und bellte den
"ord an.)
Lord W. (trat zurück.) „Der Hund wird doch nicht beißen?"
Williams. „Was wollte er? Armes Tier! Er hat keine Zähne
so lange hat er meine Kleider auf dem Felde und mein Haus
^treulich bewacht. Komm, ehrlicher Spitz! Solange ich noch Brot
imbe, sollst du's in Milch geweicht bekommen. — Wir müssen alle
Miteinander leben, Mylord, und wer uns Wohltaten erzeigt, dem
MUen wir auch wohltun. Ein undankbarer Mensch ist gar kein Mensch.
Wer seinem Nächsten nicht dienen mag, hat auf- der Welt nichts zu
schaffen."
Lord W. „Aber hat Euch denn niemals ein Nächster betrogen,