Full text: Für die Mittelklassen (Band 2, [Schülerband])

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Williams. „Warum nicht, gnädiger Herr? Reich bin ich eben 
nicht, aber doch fehlt's an keinem Guten, — und weil Ew. Gnaden 
eben bei uns einsprechen, — mein Pachtkontrakt geht auf Michaelis 
Zu Ende. Wenn es Ihnen gelegen wäre, den Kontrakt auf dreißig 
>Mhre zu erneuern, — desto besser, ich und mein Vater haben uns 
^nge auf der Stelle ernährt, und ich hoffe, sie ist nicht schlimmer 
geworden. — Wenn Sie mit mir zufrieden sind, gut! Ich bin mit 
Meiner Herrschaft zufrieden." 
Lord W. „Gebt her, mein ehrlicher Williams, Euern Kontrakt 
und Feder und Tinte! Ich will ihn auf der Stelle erneuern." 
Williams. „Robert! — Gott, gnädiger Herr, — Feder und 
-Mute ist nicht im Hause. — Laufe, Robert, und hole des Schullehrers 
Schreibzeug! — Ich kann weder lesen noch schreiben, gnädiger Herr! 
Mein Vater war ärmer als ich und konnte das nicht an uns wenden, 
kniete Kinder schreiben zur Notdurft, aber nur in der Schule." 
Lord W. „Nicht lesen? Das ist schade! Denn ein so vernünf- 
^ger Landmann sollte doch unsere Schriften vom Ackerbau lesen." 
Williams. „Ei ja, gnädiger Herr, — und das Pflügen darüber 
^ersäumen. Ich denke nach meinem geringen Verstände, daß man die 
Feldarbeit ohne Bücher lernen kann, weil mancherlei Handgriffe dazu 
gehören." 
Lord W. „Aber sagt mir, Williams, Ihr seid, wie es heißt, 
^Mmer zufrieden. Wo habt Ihr die Kunst, vergnügt zu sein, gelernt?" 
Williams. „Sie scherzen wohl, gnädiger Herr! — Bei der Ar- 
i^it ist keine -Zeit zu Grillen übrig; denn wer Honig essen will, muß 
^uch Honig machen helfen. Das habe ich dort von meinen Bienen 
gelernt. Wenn ich erst meine Mahlzeit verdient habe, so schmeckt sie 
Mir noch einmal so gut." — (Hier kam ein Hund und bellte den 
"ord an.) 
Lord W. (trat zurück.) „Der Hund wird doch nicht beißen?" 
Williams. „Was wollte er? Armes Tier! Er hat keine Zähne 
so lange hat er meine Kleider auf dem Felde und mein Haus 
^treulich bewacht. Komm, ehrlicher Spitz! Solange ich noch Brot 
imbe, sollst du's in Milch geweicht bekommen. — Wir müssen alle 
Miteinander leben, Mylord, und wer uns Wohltaten erzeigt, dem 
MUen wir auch wohltun. Ein undankbarer Mensch ist gar kein Mensch. 
Wer seinem Nächsten nicht dienen mag, hat auf- der Welt nichts zu 
schaffen." 
Lord W. „Aber hat Euch denn niemals ein Nächster betrogen,
	        
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